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Zwei Frauen an der Spitze
Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow wurden zu Vorsitzenden der Linkspartei gewählt
Es ist eine Premiere für die Linke: Zum ersten Mal wird sie von zwei Frauen geführt. Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow setzten sich bei der Wahl am Sonnabend auf dem digital durchgeführten Parteitag deutlich gegen zwei männliche Mitbewerber durch. Wissler, die allein auf der Frauenliste kandidierte, bekam 84 Prozent der Stimmen; Hennig-Wellsow erhielt 70 Prozent, hatte aber auf der gemischten Liste zwei männliche Kontrahenten. Die beiden Kandidatinnen hatten sich als Duo beworben und wollten nicht direkt gegeneinander antreten. Sie folgen den bisherigen Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger, die nach mehr als acht Jahren im Amt nicht mehr kandidierten.
Einer der männlichen Bewerber, Reimar Pflanz aus Brandenburg, der allerdings selbst nicht mit einem Wahlerfolg rechnete, hatte sich mit scharfen Worten ausdrücklich gegen jegliches Mitregieren ausgesprochen. Es gebe in der Linken einen vorauseilenden Gehorsam, um regieren zu können; die Linke werde aber nicht gestalten können, sondern selbst umgestaltet. Das Ergebnis: Immerhin 19 Prozent stimmten für Pflanz.
Das Kontrastprogramm dazu lieferte Susanne Hennig-Wellsow, die als Fraktions- und Landesvorsitzende der Linken in Thüringen maßgeblich an den Wahlerfolgen und am Zustandekommen und Funktionieren der rot-rot-grünen Landesregierung in Thüringen beteiligt ist. Sie rief die Partei dazu auf, dazu beizutragen, «dass CDU und CSU aus der Bundesregierung vertrieben werden». Mit der Linken in einer Regierung gebe es etwas zu gewinnen, sagte Hennig-Wellsow und nannte Ziele wie die Stärkung des öffentlichen Gesundheitswesens, mehr Selbstbestimmung für Frauen und das Ende der Rüstungsexporte.
«Wir leben in einer Klassengesellschaft, und das wird in der Krise immer deutlicher», sagte Janine Wissler. Milliardenvermögen beruhten auf der täglichen Enteignung derer, die den Reichtum erarbeiten. Das Sanktionsregime von Hartz IV und befristete Arbeitsverträge machten die Menschen zu Bittstellern. Die Unzufriedenheit müsse «zu einem Aufbegehren gegen diese Verhältnisse» werden«, sagte Wissler, die dem Mitregieren skeptischer gegenübersteht. Die Linke wolle »heute und morgen konkrete Reformen durchsetzen, aber auch die Gesellschaft grundsätzlich verändern«.
Hennig-Wellsow hofft, dass die Wahl einer weiblichen Doppelspitze viele Frauen ermutigt, in unsere Partei einzutreten und für ihre Rechte und Interessen zu kämpfen. »Wir sind jetzt ein paar Jahre bei euch«, rief sie den Delegierten zu.
Die Wahl der beiden Vorsitzenden ist ebenso wie die Wahlen zu den weiteren Vorstandsämtern erst rechtsgültig, wenn sie nach dem Parteitag durch eine Briefwahl der Delegierten bestätigt ist.
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