Eckpunkte vorgelegt für EU-Agrarpolitik

Kritik von Umweltverbänden

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner stößt mit ihren Vorschlägen zur künftigen EU-Agrarfinanzierung in Deutschland bei Umweltorganisationen auf Kritik. Sie kündigte am Montag an, »mit Augenmaß« vorzugehen. »Allen ist klar, dass es zu Veränderungen kommen muss«, sagte die CDU-Politikerin. »Wir haben uns auf europäischer Ebene gemeinsam dazu entschieden, kleinere Betriebe, junge Landwirte sowie mehr Umweltleistungen zu fördern.« Mit Blick auf viele große Agrarbetriebe in den neuen Ländern und eher kleinere Höfe im Südwesten betonte Klöckner zugleich: »Ein Ausspielen Ost gegen Süd, Süd gegen Nord, West gegen Ost gibt es mit mir nicht.«

Die Umweltorganisation WWF bezeichnete die Vorschläge als unzureichend und teilte mit: »Der Entwurf hilft weder Landwirtinnen und Landwirten noch der Natur.« Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisierte auch, dass Klöckner nicht auf Ergebnisse aus Brüssel warte. Derzeit wird auf EU-Ebene noch über die genaue Ausgestaltung der künftigen Agrarpolitik diskutiert.

Im Ringen mit den Ländern um die nationale Umsetzung der künftigen Fördergelder aus Brüssel legte das Bundesministerium nun Eckpunkte vor. Dabei geht es um einen »Strategieplan«, den Deutschland bis 1. Januar 2022 an die Europäische Kommission schicken muss. Klöckner macht Tempo, dies vor dem Bundestagswahlkampf zu besiegeln. Die reformierte EU-Agrarfinanzierung soll dann ab Anfang 2023 greifen.

Generell sollen künftig 20 Prozent der Direktzahlungen aus Brüssel an spezielle höhere Umwelt- und Klimaleistungen geknüpft sein - dies sind 900 Millionen Euro jährlich. Umweltorganisationen und das Europaparlament fordern mindestens 30 Prozent für diese Zahlungen. Konkret schlägt das Ministerium hierfür unter anderem eine Ausweitung »nichtproduktiver Flächen« ohne Ackerbau und Tierhaltung vor. Grasflächen sollen seltener gemäht oder gedüngt und von weniger Tieren genutzt werden. Für diese Ideen gibt es Lob vom Bauernverband: »Die Vorschläge gehen grundsätzlich in die richtige Richtung«, heißt es. Kritisch sieht der Verband eine geplante Umverteilung der EU-Agrargelder.

Aus der ersten Säule der Direktzahlungen sollen künftig acht statt sechs Prozent in die zweite Säule für Klima- und Umweltschutzmaßnahmen umgeschichtet werden. Um kleinere und mittlere Höfe stärker zu unterstützen, ist geplant, die ersten Hektare eines Hofes höher zu fördern. Unter anderem sollen großen Betrieben Zahlungen gekürzt werden, die über 60 000 Euro oder 100 000 Euro Basisprämie hinausgehen. Das gekürzte Geld soll den Ländern aber nicht verloren gehen, sondern in die zweite Säule gelenkt werden. Der Grünen-Agrarpolitiker Martin Häusling kritisiert, dass laut dem Entwurf weiterhin 80 Prozent der Gelder über die Fläche verteilt werde.

Insgesamt sollen die deutschen Bauern künftig jährlich 4,9 Milliarden Euro an Direktzahlungen aus Brüssel bekommen und im Durchschnitt weitere 1,1 Milliarden Euro für Fördermaßnahmen in der zweiten Säule. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.