Zahl der Abschiebungen 2020 mehr als halbiert

Häufigste Zielländer für Ausweisungen waren Georgien, Albanien und Serbien

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Im Corona-Jahr 2020 war die Zahl der Abschiebungen mit 10.800 weniger als halb so hoch wie im Vorjahr. Das geht aus einer Auskunft des Bundesinnenministeriums an die Linksfraktion im Bundestag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. 2019 hatte es noch 22 097 Abschiebungen gegeben.

Die wichtigsten Zielländer waren im vergangenen Jahr Georgien, wohin 928 Menschen abgeschoben wurden, und Albanien (926 Menschen). Es folgen Serbien und danach als erstes EU-Land Frankreich. Bei sogenannten Dublin-Abschiebungen werden Migranten in der Regel in jenes EU-Land zurückgeschickt, über das sie eingereist sind.

Fast 9000 Menschen wurden mit dem Flugzeug abgeschoben, rund 1780 auf dem Land- und knapp 50 auf dem Seeweg. Knapp 23 Prozent der Betroffenen waren Frauen, knapp 18 Prozent waren Minderjährige. Unter den Bundesländern veranlasste Nordrhein-Westfalen mit 2805 die meisten Abschiebungen.

Die Antwort auf die Frage, mit welchen Fluggesellschaften die Menschen abgeschoben wurden, stufte das Innenministerium als Verschlusssache ein; sie antwortet also dem Parlament, das die Informationen aber nicht weitergeben darf. »Eine öffentliche Benennung der Fluggesellschaften, die Rückführungsflüge anbieten, birgt die Gefahr, dass diese Unternehmen öffentlicher Kritik ausgesetzt werden und in der Folge für die Beförderung von ausreisepflichtigen Personen in die Heimatländer nicht mehr zur Verfügung stehen«, so das Ministerium.

Es häuften sich Berichte, dass Abschiebungen immer unbarmherziger vollzogen würden, beklagte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke. »Auch alte, kranke und behandlungsbedürftige Menschen werden abgeschoben, ja sogar Menschen, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind und die Sprache ihrer vermeintlichen «Heimatländer» gar nicht beherrschen.« Flugunternehmen, die von Abschiebungen profitierten, stünden zurecht in der Kritik. »Statt Geheimniskrämerei zu betreiben, sollte die Bundesregierung allerdings lieber ihre Flüchtlingspolitik ändern.« dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.