Unterlassene Hilfeleistung

Stefan Otto über Kultusminister, die Bedürftige vernachlässigen

Die Kultusminister sind sich einig. Die Schüler sollen in diesem von der Pandemie geprägten Schuljahr keine Nachteile erfahren. »Die in diesem Jahr erworbenen Abschlüsse werden denen früherer und späterer Jahrgänge gleichwertig sein und gegenseitig anerkannt werden«, erklärte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst (SPD). Der Satz klingt hoffnungsvoll, doch er offenbart ein Desaster. Denn er bedeutet nichts anderes, als dass alles bleiben soll, wie es ist, obwohl es unübersehbar massive Probleme gibt.

In allen Jahrgängen klaffen in den Halbjahreszeugnissen Leerstellen; allen Schülern sind wichtige Inhalte nicht vermittelt worden, weil seit mittlerweile einem Jahr kaum mehr regulärer Unterricht stattfindet. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass 20 bis 30 Prozent der Schüler im Unterricht nicht mehr mitkommen. Viele werden das Schuljahr wiederholen müssen.

Eigentlich ist die Schule ein Ort, an dem Chancengleichheit gefördert wird, aber in diesem Ausnahmejahr ist sie dazu nicht in der Lage. Die Politik müsste entgegensteuern und dem Schulbetrieb einen Rahmen geben, in dem Bedürftige individuell unterstützt werden. Doch sie tut es nicht einmal im Ansatz. Und das ist eine unterlassene Hilfeleistung.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!