+++ Erst Urteil, dann sofort Verschärfung in NRW für Einzelhändler +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Montag, 22. März 2021: +++ Kaum Homeoffice für nicht-akademischen Fachkräfte +++ Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 107 +++

  • Lesedauer: 4 Min.

Düsseldorf. Nachdem das Oberverwaltungsgericht in Münster die Kundenbegrenzung für den Einzelhandel in NRW gekippt hat, reagiert das Land mit einer Anpassung: Auch für Schreibwarengeschäfte, Buchhandlungen und Gartenmärkte gelten nun strengere Regeln: Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium hat die Coronaschutzverordnung angepasst, nachdem das Oberverwaltungsgericht die Kundenbegrenzung für den Einzelhandel gekippt hatte. Das Gericht in Münster sah in einem Beschluss vom Montag eine unzulässige Ungleichbehandlung in der Regelung, dass Schreibwarengeschäfte, Buchhandlungen und Gartenmärkte ab dem 8. März ohne die Beschränkungen der Terminvereinbarung und der Personenbegrenzung von einem Kunden pro 40 Quadratmeter Verkaufsfläche öffnen durften. (AZ: 13 B 252/21.NE) Deshalb gelten diese Regeln laut Ministerium nun auch für die genannten Geschäfte.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) erklärte am Montag, die Landesregierung setze die Maßgaben des Gerichts »konsequent um«. Eine angepasste Verordnung sei umgehend erlassen worden. Damit seien nun auch für Schreibwarenläden, Buchhandlungen und Gartenmärkte Terminvereinbarungslösungen und eine Kundenbeschränkung vorgesehen. »Wichtig ist, dass das Gericht grundsätzlich die Verhältnismäßigkeit unserer Maßnahmen erneut bestätigt hat«, sagte der Minister.

+++ Das Gastgewerbe in Deutschland leidet weiterhin schwer +++

Wiesbaden. Das Gastgewerbe in Deutschland leidet weiterhin schwer unter den Folgen des Corona-Lockdowns. Im Zeitraum zwischen März 2020 und Januar dieses Jahres ging das Geschäft preisbereinigt um 47,1 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt am Montag auf der Grundlage vorläufiger Zahlen berichtete. In Hotels und anderen Beherbergungsbetrieben fiel der Umsatzverlust mit 54,8 Prozent besonders hoch aus. Auch in den Sommermonaten ohne scharfen Lockdown erreichten die Umsätze nicht annähernd die Werte aus den coronafreien Vorjahren.

In der wirtschaftlichen Misere sind trotz des Einsatzes von Kurzarbeit bereits viele Jobs verloren gegangen, wie das Amt weiter berichtete. Die Zahl der Beschäftigten in der Branche ging in der Pandemie-Zeitspanne um 19,2 Prozent zurück. Jeder fünfte Job in den meist kleinen Betrieben ging also bereits verloren.

Schon vorher wurde nicht gut gezahlt: Im Jahr 2018 bekamen zwei von drei Beschäftigten im Gastgewerbe einen Niedriglohn, also weniger als zwei Drittel des mittleren Verdienstes in Deutschland. Die Grenze lag im April 2018 bei 11,05 Euro brutto in der Stunden.

+++ Kaum Homeoffice für nicht-akademischen Fachkräfte +++

Berlin. Mehr als zwei Drittel der Fachkräfte mit Berufsausbildung arbeiten einem Zeitungsbericht zufolge auch in der Coronakrise nicht im Homeoffice. Seit März 2020 hätten von 4.200 befragten nicht-akademischen Fachkräften nur 32,9 Prozent die Möglichkeit gehabt, von zu Hause aus zu arbeiten, meldeten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf eine Studie des Marktforschungsinstituts GapFish.

»Die medial vermittelten Home-Office-Bilder repräsentieren allenfalls die aktuelle Realität akademischer Arbeit, aber nicht der Arbeit an sich«, zitieren die Funke-Zeitungen aus der Untersuchung, die für das Online-Stellenmarktportal »meinestadt.de« erstellt wurde. »Für die Mehrheit der Fachkräfte gilt vielmehr: Maske auf, Abstand halten und am gewohnten Arbeitsplatz weiterarbeiten.«

Am höchsten ist der Anteil derjenigen, die während der Pandemie die Möglichkeit erhielten, im Homeoffice zu arbeiten, bei Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes, wie es hieß. Hier gaben laut Bericht 40,9 Prozent an, während der Krise Erfahrungen mit dem Homeoffice gemacht zu haben. In der Logistik sagte das nur rund jeder vierte Befragte, im Handel und im Handwerk nur rund jeder fünfte.

+++ Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 107 +++

Die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus steigt weiter an. Wie das Robert Koch-Institut am Montag unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, stieg der Wert bundesweit auf 107,1.

Die Sieben-Tage-Inzidenz, der die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen angibt, stieg zuletzt stetig an, nachdem sie im Februar zwischenzeitlich auf unter 60 gefallen war.

Das RKI meldete am Montag 7709 Corona-Neuinfektionen und 50 Todesfälle. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Fälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie erhöhte sich damit den Angaben zufolge auf 2.667.225. Insgesamt 74.714 Menschen starben im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.

+++ Amtsärzte beklagen weiterhin Personalmangel +++

Düsseldorf. Die Amtsärztinnen und Amtsärzte in Deutschland sehen die Personalausstattung der Gesundheitsämter weiterhin kritisch. Fachpersonal sei »sehr schwer zu bekommen«, sagte die Vorsitzende der Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst, Ute Teichert, der »Rheinischen Post«. Das gelte insbesondere für Ärztinnen und Ärzte, die »in Krankenhaus und Praxis noch immer besser bezahlt werden als im Gesundheitsamt. Das ist ein Hauptgrund dafür, dass wir personell nicht vorankommen.«

Mit Blick auf die Beratungen von Bund und Ländern am Montagnachmittag zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise sagte Teichert, wenn die Inzidenzen »weiter hochgehen, wird die Kontaktnachverfolgung für die Gesundheitsämter wieder schwierig«. Die Ämter seien ohnehin schon überlastet und mit weiteren Lockerungen werde es noch schwieriger. »Der Druck steigt. Die Anzahl der Kontakte jedes Einzelnen spüren wir bei Lockerungen sofort.« Agenturen/nd

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