+++ Lockdown in Berlin voraussichtlich bis 24. April +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Dienstag, 23. März 2021: +++ Kanzleramt: Hamstern vor Ostern »nicht erforderlich« +++ Handelsverband hält Schließungen für kontraproduktiv

  • Lesedauer: 5 Min.

Berlin. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie werden in Berlin voraussichtlich bis zum 24. April verlängert und damit um knapp eine Woche mehr als von Bund und Ländern vereinbart. Darauf verständigte sich der Senat am Dienstag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur.

Schon seit Anfang November sind in der Hauptstadt unter anderem Kinos und Theater geschlossen. Am 16. Dezember begann dann ein bundesweiter Lockdown mit der Schließung von Schulen und großer Teile des Einzelhandels mit Ausnahme etwa von Supermärkten, Drogerien oder Apotheken.

Erste Öffnungsschritte gab es in der zweiten Februarhälfte, als die ersten drei Grundschulklassen mit dem Wechselunterricht begannen, später auch ältere Kinder der Klassenstufen 4 bis 6 sowie 10 bis 13. Ab 1. März dürften Friseure wieder arbeiten. Kurz darauf beschloss der Senat, dass zum Beispiel Gartencenter und Blumenläden wieder öffnen können und Einkaufen in Geschäften zu vereinbarten Termin möglich ist. Erste Museen empfangen seit einiger Zeit wieder Besucher.

Die Länderchefs und die Kanzlerin wollen am 12. April das nächste Mal über ihr weiteres Vorgehen in der Pandemie beraten.

+++ Kanzleramt: Hamstern vor Ostern »nicht erforderlich« +++

Berlin. Angesichts der geplanten strengeren Feiertagsregelungen warnt Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) die Bürger vor einem Ansturm auf die Supermärkte vor Ostern. »Wir haben immer gesagt, die Lebensmittelversorgung bleibt offen. Deshalb sind auch Hamsterkäufe nicht erforderlich«, sagte Braun am Dienstag in der Sendung »Frühstart« von RTL/ntv. Mit der Öffnung am Karsamstag sei Einkaufen wie versprochen weiter möglich. Gleichzeitig wies der Kanzleramtschef darauf hin, dass auch an diesem Tag in den Supermärkten die Beschränkung auf eine bestimmte Zahl an Kunden pro Quadratmeter gelte.

Dagegen kritisierte der Hamburger CDU-Vorsitzende Christoph Ploß den Beschluss, den Einzelhandel am Donnerstag vor Ostern zu schließen. »Das geht gar nicht! Das sorgt für dichtes Gedränge und volle Supermärkte vor und nach dem Oster-Lockdown«, sagte er der »Bild«-Zeitung. »Man hätte stattdessen die Öffnungszeiten strecken sollen, damit Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden können.«

+++ Kirche überrascht von Vorstoß zu Gottesdiensten +++

Bonn. Die Deutsche Bischofskonferenz ist überrascht von der Forderung nach einem Verzicht von Gottesdiensten in Präsenzform an Ostern. »Das Ergebnis hat uns ohne jede Vorwarnung durch die Nachrichten heute Morgen überrascht«, twitterte am Dienstag der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp. »Wir werden das im Laufe des Tages beraten.« Bund und Länder hatten sich in der Nacht darauf geeinigt, die Religionsgemeinschaften bitten zu wollen, an Ostern auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Bisher waren die Kirchen davon ausgegangen, an Ostern Gottesdienste unter Einhaltung der Corona-Regeln abhalten zu können.

Noch am Montag hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Rande der digital tagenden Landessynode in München erklärt, er habe »keinen Anlass« daran zu zweifeln, dass die Gottesdienste in diesem Jahr stattfinden könnten. »Die Hygienekonzepte der Kirchen haben sich bewährt«, sagte der bayerische Landesbischof. Man sei »in guten Gesprächen« mit den Behörden

Unterdessen äußerte sich der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zuversichtlich, dass die Kirchen der Bitte nachkommen, Ostergottesdienste ausschließlich digital zu feiern. Bislang hätten die Kirchen in der Pandemie »eine sehr verantwortungsvolle Arbeit geleistet«, sagte Woidke am Morgen im Deutschlandfunk.

+++ Handelsverband hält Schließungen für kontraproduktiv +++

Berlin. Nach den neuen Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern rechnet der Handel mit erhöhtem Kundenandrang in Lebensmittelmärkten am Mittwoch und Samstag vor Ostern. Die vereinbarte Schließung am Gründonnerstag sei daher kontraproduktiv, teilte der Handelsverband Deutschland am Dienstag mit.

Die Branchenvertretung reagierte mit scharfer Kritik auf die Verlängerung der Beschränkungen bis Mitte April. »Bund und Länder agieren nur noch im Tunnelmodus«, sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Sie konzentrierten sich auf Infektionszahlen, nicht aber auf die tatsächliche Infektionsgefahr beim Einkaufen. Diese sei gering.

Die Länder-Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten in der Nacht zu Dienstag beschlossen, von Gründonnerstag bis Ostermontag das öffentliche, private und wirtschaftliche Leben weitgehend herunterzufahren, um die dritte Welle der Pandemie zu brechen. Nur am Karsamstag soll demnach der Lebensmittelhandel geöffnet bleiben.

Der Handel fordert dagegen, alle Geschäfte wieder zu öffnen und dabei Hygienekonzepte strikt einzuhalten. Im Nicht-Lebensmittelhandel hinterlasse der seit drei Monaten andauerende Lockdown tiefe Spuren. Gut jeder zweite Händler von Bekleidung, Schuhen und Lederwaren sehe sich in Insolvenzgefahr. »Nach einem Jahr mit Corona ist die Lage bei vielen Händlern verzweifelt, vielerorts gibt es keine Hoffnung mehr, diese Krise wirtschaftlich überstehen zu können.«

+++ RKI registriert 7485 Corona-Neuinfektionen und 250 neue Todesfälle +++

Berlin. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 7485 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 250 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Dienstag hervor. Vor genau einer Woche hatte das Institut binnen eines Tages 5480 Neuinfektionen und 238 neue Todesfälle verzeichnet. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 05.10 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich Der Inzidenzwert ist demnach weiter gestiegen: Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner lag laut RKI am Dienstagmorgen bundesweit bei 108,1 - und damit etwas höher als am Vortag (107,3).

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2 674 710 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2 433 800 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 74.964. Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Montagabend bei 1,12 (Vortag 1,22). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 112 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen. Agenturen/nd

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