- Kommentare
- Corona-Impfung
Söders Sputnik-Spurt
Kurt Stenger über das neue deutsche Rennen um Impfstoffe
Wer zuerst kommt, impft zuerst - dieses üble Motto hat den Start der Covid-19-Impfungen weltweit zum Skandal werden lassen. Die EU kam gut weg, dennoch gab es internen Zwist zwischen den Staaten wegen der Verteilung, der gerade notdürftig gekittet wurde. Jetzt droht Selbiges in Deutschland: Bei einem der nächsten Kandidaten für eine EU-Zulassung, dem russischen Impfstoff Sputnik V, preschen einzelne Länder vor, auch wenn die Bundesregierung für alle verhandeln möchte. Allen voran hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Vorverträge geschlossen und betreibt damit auch regionale Wirtschaftsförderung - der Impfstoff soll ja in einem Werk im Regierungsbezirk Schwaben hergestellt werden.
Rasches Handeln ist angesichts der noch bestehenden Knappheiten zwar verständlich, aber bis die russische Seite nennenswerte Mengen liefern kann, dürfte keine Knappheit mehr bestehen. Dennoch kommt es im Freistaat gut an, dass sich Söder wieder als (Tempo-)Macher in der Coronakrise präsentiert. Auf dem Weg zur Kanzlerkandidatur könnte es ihm aber noch auf die Füße fallen: Einziges Hindernis für den CSUler sind Vorbehalte in Teilen der CDU, dass er auf Bundesebene Bayern bevorzugen würde. Und so könnte der Sputnik-Spurt Söder bundespolitisch ins Abseits stellen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.