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Rettung für das Kollwitz-Haus

Sachsens Koalition stellt Geld vom Freistaat für Museum in Moritzburg in Aussicht

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 3 Min.

Das zwischenzeitlich von der Schließung bedrohte Käthe-Kollwitz-Haus im sächsischen Moritzburg scheint für die nächsten Jahre in seiner Existenz gesichert. Dafür sollen Zuwendungen des Freistaats in Höhe von jeweils 30 000 Euro für die Jahre 2021 bis 2023 sorgen. Der Posten findet sich nach Angaben des SPD-Landtagsabgeordneten Frank Richter in den Änderungsanträgen der Koalitionsfraktionen von CDU, Grünen und SPD zum Regierungsentwurf des Landesetats. Er soll im Mai im Parlament verabschiedet werden. Mit den 90 000 Euro soll die »Erarbeitung und Umsetzung eines Entwicklungskonzepts« finanziert werden, sagte Richter bei einem Onlinegespräch zum Kulturetat.

Das Museum ist in dem Haus untergebracht, in dem die Künstlerin am 22. April 1945 starb. Es ist die einzige authentische Erinnerungsstätte für Kollwitz. Ihre später zerstörte Berliner Wohnung hatte sie 1943 verlassen müssen. Nach einem Aufenthalt in Nordhausen wurde sie von Prinz Ernst Heinrich von Sachsen nach Moritzburg geholt, der ihr im »Rüdenhof«, gegenüber dem Schloss, eine Wohnung zur Verfügung stellte. Zum 50. Todestag der Künstlerin 1995 wurde dort ein Museum eröffnet. Trägerin ist eine Stiftung, an der neben Nachfahren der Künstlerin und einem Freundeskreis auch der Freistaat Sachsen, die Gemeinde Moritzburg und die Kreissparkasse Köln beteiligt sind. Diese hatte bereits 1985 ein eigenes Museum für Kollwitz eröffnet.

Das Geld für das sächsische Museum kam bisher von der Gemeinde und der westdeutschen Sparkasse sowie vom Kulturraum Meißen/Sächsische Schweiz/Ost-erzgebirge. Dieser hatte aber seine Zuwendungen zuletzt drastisch gekürzt: von 40 000 Euro im Jahr 2018 auf zunächst geplante 24 700 Euro für 2021. Obwohl die Sparkasse und vor allem die nicht sehr finanzkräftige Gemeinde ihre Zuschüsse stark aufstockten, wusste man im Museum »kaum noch, wie wir über die Runden kommen sollen«, sagte Chefin Sabine Hänisch. Das Rathaus wiederum verlangte ein Konzept, das dem Museum eine Entwicklungsperspektive gab, und drohte anderenfalls für Ende 2021 ebenfalls damit, die Zuschüsse erheblich zu kürzen. Das hätte das Aus für die Gedenkstätte bedeutet.

Die drohende Schließung sorgte für Protest. Kunstfreunde in der Region sammelten Unterschriften; in der überregionale Presse gab es unschöne Schlagzeilen - »zu Recht«, sagt Richter. Immerhin sei Kollwitz »eine der größten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts«. Daraufhin stockte erst der Kulturraum um 2500 Euro auf. Im März hatte Museumschefin Hänisch dann ein Gespräch mit Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU), in dessen Folge sie über »konstruktive Lösungsansätze« berichtete. Wenn der Landtag nun, was zu erwarten ist, dem Antrag der Koalition folgt, verbessert sich die Lage zumindest auf absehbare Zeit deutlich.

Sowohl im Museum als auch in der Politik hätte man sich neben Hilfe vom Land auch ein finanzielles Engagement vom Bund gewünscht. Es handele sich immerhin um eine »Gedenkstätte von nationaler Bedeutung«, wie der Linksabgeordnete André Hahn aus der Sächsischen Schweiz Ende Februar in einer Fragestunde im Bundestag formulierte. Diese Einschätzung teilte die für Kultur zuständige Staatsministerin Monika Grütters (CDU) jedoch nicht. Zwar sei die Künstlerin Kollwitz »zweifellos von gesamtstaatlicher Bedeutung«; dies könne aber für deren »eher zufälligen letzten Wohnort, an dem sie nur wenige Monate gelebt hat, nicht oder nur sehr eingeschränkt gelten«. Daher sei ein »evidenter Ansatzpunkt« für eine Förderung der Gedenkstätte durch den Bund »nicht gegeben«, sagte Grütters. Der Linksabgeordnete nannte die Verweigerung »peinlich« und verwies darauf, dass die Bundesregierung gleichzeitig »für die Pflege von Schlössern sowie Denkmälern ehemaliger Monarchen und Kriegsherren sehr großzügig Steuermittel zur Verfügung stellt«. Hahn hofft, dass Grütters’ Absage »nicht das letzte Wort war«.

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