Der Blasphemist
Said Djabelkhir wurde in Algerien wegen Beleidigung des Islams zu einer Haftstrafe verurteilt
Der Algerier Said Djabelkhir hat sich als Islamwissenschaftler dem Studium des Sufismus verschrieben. Seine Suche nach einem humanistischen und fortschrittlichen Islam wurde ihm nun zum Verhängnis: Ein Gericht verurteilte ihn zu einer dreijährigen Haftstrafe wegen angeblicher »Beleidigung des Islams«. Laut Amnesty International bezeichnete Said Djabelkheir in Facebook-Posts unter anderem einige Geschichten im Koran als »Mythen«.
Das reichte der algerischen Justiz, um aus einem Freigeist einen Straftäter zu machen. Erhoben wurde die Anklage aufgrund der Anzeige eines Hochschullehrers. Der war der Meinung, Djabelkhirs Facebook-Posts hätten gegen religiöse Gebote verstoßen. Der 56-jährige Said Djabelkhir, der sich als Anhänger eines »aufgeklärten Islams« versteht, will in Berufung gehen und notfalls vor den Obersten Gerichtshof ziehen. »Das ist ein Kampf, der für die Gewissensfreiheit, die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Meinungsäußerung weitergehen muss«, sagte er laut »Le Monde«. Die stellvertretende Regionaldirektorin von Amnesty International, Amna Guellali, forderte die Aufhebung des Urteils und bezeichnete die dreijährige Haftstrafe als »empörend«.
Der Vorwurf der Gotteslästerung dient in etlichen islamischen Staaten als probates Mittel, Kritiker mundtot zu machen - auch in der einstmals Sozialistischen Volksrepublik Algerien. Mit dem blutigen Bürgerkrieg in den 1990er Jahren verbreiteten sich immer mehr radikalislamische, salafistische Ideen im Land. Das algerische Strafgesetzbuch sieht eine Strafe von drei bis fünf Jahren Gefängnis für jeden vor, »der den Propheten und die Gesandten Gottes beleidigt oder das Dogma oder die Gebote des Islams verunglimpft«. Said Djabelkhir hat viel Unterstützung erhalten von Gleichgesinnten. »Der Obskurantismus gewinnt in Algerien mehr und mehr an Boden«, beklagt er, kämpft aber weiter für seine Ideen.
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