Ein dringend nötiger Schritt

Jana Frielinghaus über den Verzicht eines Kardinals auf einen Orden

Kardinal hat die Reißleine gezogen: Er verzichtet auf das Bundesverdienstkreuz, das ihm am Freitag verliehen werden sollte. Das Bundespräsidialamt hatte zuvor trotz schärfster Kritik von Menschen, die in der Kindheit von Geistlichen sexuell misshandelt worden sind, an der Ehrung des Münchner Erzbischofs festgehalten. Begründung: Reinhard Marx habe sich in seiner Zeit als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz »in besonderer profilierter Weise für Gerechtigkeit und Solidarität in der Gesellschaft« eingesetzt.

Der Verzicht ist notwendig und richtig. Denn Marx ist einer jener Würdenträger, die Täter geschützt und Opfer nicht angehört haben. Und die Aufklärung behindern, indem sie Gutachten unter Verschluss halten. Zu seinem Nichthandeln in seiner Zeit als Bischof von Trier im Jahr 2006 ließ Marx 2019 erklären, sein »Versäumnis« plage ihn sehr. Ein schwaches Wort für folgenschweres Nichthandeln, denn es führte zu weiteren Opfern.

Im Zusammenhang mit dem Bundesverdienstkreuz ist allein dem Bundespräsidenten ein Vorwurf zu machen. Die Absicht war eine Instinktlosigkeit sondergleichen. Sie wirkte wie ein Schlag ins Gesicht aller Opfer - und jener zwei Männer, die Anfang April mit demselben Orden ausgezeichnet wurden, weil sie mutig den Stein der Aufklärung ins Rollen brachten.

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