Marktmacht zulasten der Verbraucher
Verbraucher leiden stärker unter überhöhten Preisen als die Wirtschaft
Wenn Konzerne groß genug sind, versuchen sie, die Preise zu bestimmen. Sie erhöhen diese, um mehr Profit zu machen – zulasten der Kund*innen. Marktmacht nennt man diese kapitalistische Durchsetzungsfähigkeit. In den vergangenen Jahren hat diese Marktmacht der Unternehmen hierzulande zugenommen, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie hervor geht, die das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Bundesverbraucherschutzministeriums anfertigte. Vor allem einkommensschwache Haushalte leiden demnach unter den Auswirkungen.
Um die Auswirkung der Macht der Konzerne auf die Preise zu messen, berechneten die Ökonom*innen des ZEW die sogenannten Preisaufschläge, also die Differenz aus dem Preis eines Produkts und seinen Grenzkosten, also den Kosten der Produktion einer zusätzlichen Einheit. Diese Differenz ist umso größer, je höhere Preise ein Konzern von den Kund*innen verlangen kann. Das Ergebnis: 2002 lagen die Preise im Schnitt noch 15 Prozent über den Kosten, 2016 waren es schon 28 Prozent. »Für Deutschland können wir feststellen, dass Verbraucher*innen höheren Preisaufschlägen ausgesetzt sind als die Gesamtwirtschaft, mit beständigem Trend«, schreiben die ZEW-Ökonom*innen.
Laut der Studie werden zum Beispiel auch in der Wohnungswirtschaft besonders überhöhte Preise gezahlt, die bei den Verbraucher*innen stark in den Geldbeutel gehen. Laut dem ZEW-Forscher Bernhard Gangl-mair spüren diese steigende Marktmacht einkommensschwache stärker als gut situierte Haushalte. »Dies lässt auch die Vermutung zu, dass ebendiese Marktentwicklungen eine Rolle bei der zunehmenden sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit spielen könnten«, so Ganglmair.
Dabei können nicht nur Verbraucher*innen die Marktmacht großer Konzerne zu spüren bekommen, sondern auch andere Unternehmen. Diese Kritik richtet sich schon seit Längerem gegen die großen US-Technologieriesen Google, Apple und Co. So reichten Spitzenverbände der hiesigen Werbe- und Medienwirtschaft beim Bundeskartellamt gegen Apple Klage ein. Ihr Zorn richtet sich gegen eine neue App des iPhone-Herstellers, die »faktisch alle Wettbewerber von der Verarbeitung kommerziell relevanter Daten im Apple-Ökosystem« ausschließe. Zwar müssen die Unternehmen dadurch keine höheren Preise zahlen, dafür entgehen ihnen Profitmöglichkeiten.
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