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Programmitis gegen miserable Leistungen
Bildungsverwaltung startet neues Projekt, mit dem Lernerfolge bei Schülern gesteigert werden sollen
Am Geld mangelt es nicht, wohl auch nicht an Ideen und ambitionierten Programmen: Trotzdem dümpeln die Lernergebnisse der Berliner Schülerinnen und Schüler im Bundesvergleich seit Jahren im unterdurchschnittlichen Bereich herum. Ebenfalls seit Jahren bemüht sich die Bildungsverwaltung, mit immer neuen Projekten gegenzusteuern. Am Mittwoch wurde mit der Bund-Länder-Initiative »Schule macht stark« nun ein weiteres Programm präsentiert. Wie Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bei der Vorstellung der Programmziele in der Miriam-Makeba-Grundschule in Moabit erklärte, sollen mit der Initiative vor allem die »sprachlichen und mathematischen Basiskompetenzen« von Schülern »in sozial benachteiligten Stadtteilen« gestärkt werden.
Ähnliche Ziele verfolgen das seit 2014 laufende »Bonus-Programm«, für das allein im vergangenen Jahr über 19 Millionen Euro bereitgestellt wurde, und das Projekt »Berlin Challenge«, für das 2020 und 2021 insgesamt zehn Millionen Euro ausgeschüttet werden. Nun also »Schule macht stark«, ein bundesweiter Forschungsverbund, der dagegen nahezu knickrig budgetiert scheint. Wie Scheeres vorrechnete, stehen Berlin für das auf zehn Jahre angelegte Programm 3,2 Millionen Euro zur Verfügung, finanziert zur Hälfte vom Bund und vom Land. Zehn Berliner Schulen nehmen daran teil, in ganz Deutschland sind es 200. »Schule macht stark« soll als eine Art Netzwerk zum gegenseitigen Austausch fungieren. Das Ziel: »bestmögliche Bildungschancen für sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler«.
Dies sei »ein ganz besonderer Tag« und sie sei »wirklich froh und zufrieden«, freute sich Scheeres. Schließlich sei es das Land Berlin gewesen, »das zusammen mit Hamburg diese Initiative in der Kultusministerkonferenz gestartet hat«. Mit dem wissenschaftlich begleiteten Programm wolle man nicht zuletzt »einen Beitrag zum Abbau sozialer Ungleichheiten und gleichzeitig zu mehr Bildungserfolg leisten«. Man knüpfe damit »an die vielen Maßnahmen« an, »die wir in den letzten Jahren auf den Weg gebracht haben«.
Kai Maaz, der geschäftsführende Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation und »Kopf« von »Schule macht stark«, ergänzte, dass es nicht darum gehe, »vorgefertigte Lösungen« durchzudrücken, auch nicht darum, »alles neu zu entwickeln«, sondern im Miteinander »das System Schule innovativ weiterzuentwickeln«. Es werde mit Wissenschaftlern besetzte Regionalzentren geben, die dafür zuständig sind, die Verbindungen zu den anderen Bundesländern und den Schulen vor Ort herzustellen. Einmal im Jahr soll es dann eine zweitägige Netzwerktagung geben, auf der »sich die Schulen überregional austauschen können«, so Maaz.
Nun klingt das erst einmal ganz schön verkopft. Zumindest Regina Kittler, die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, zweifelt auch deshalb an dem praktischen Mehrwert »der Programmitis« der Senatsverwaltung. »Statt immer irgendwelche neuen Projekte für einen begrenzten Kreis aufzulegen, wäre es sinnvoll, einfach generell mehr Geld in die Berliner Schulen zu stecken, in zusätzliche Räume, zusätzliches Personal, Weiterbildungen, kulturelle Bildung, um nur wenige Punkte zu nennen«, so Kittler zu »nd«.
Auch das permanente Schielen auf den Leistungsvergleich mit den Schülerinnen und Schülern in anderen Bundesländern müsse ein Ende haben. Die jährlichen schriftlichen Vergleichsarbeiten in der Jahrgangsstufe 3 etwa würden den Lehrkräften viel Zeit und Energie rauben: »Und was bringt es für die Kinder? Nicht viel.«
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