Regen statt Brunnen

Deutsch-vietnamesisches Forschungsprojekt im Mekongdelta gegen Erosion und Landabsenkung

  • Ingrid Wenzl
  • Lesedauer: 2 Min.

​ Das Mekongdelta ist die Reiskammer Vietnams. Fruchtbarer Schwemmboden ermöglicht hohe Erträge. 18 Millionen Menschen leben dort. Doch diese ökonomisch wichtige Region ist bedroht. Die Gründe dafür sind komplex: »Die Bildung des Mekongdeltas basiert auf einem diffizilen Gleichgewicht zwischen Eintrag neuer Sedimente der Flüsse und der Erosion durch das Meer«, erklärt der Geowissenschaftler Nicolas Börsig vom Karlsruhe Institut für Technologie (KIT). Dieses Gleichgewicht stört der Mensch: Zahlreiche Staudämme am Ober- und Mittellauf der Flüsse Mekong und Bassac in China und Laos haben in den letzten Jahrzehnten das Abflussregime stark geändert. Ein Großteil der Sedimente kommt nicht mehr im Delta an.

Gleichzeitig steigt der Meeresspiegel aufgrund des globalen Klimawandels jährlich um zwei bis drei Millimeter. Verstärkt wird die Gefahr durch die Abholzung von Mangrovenwäldern für die Shrimpszucht. Die Mangroven leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Deltas, indem sie mit ihren Wurzeln die feinkörnigen, instabilen Sedimente festhalten, die der Fluss transportiert. Erosionsbedingt verliert das Delta bis zu 50 Meter Land pro Jahr. Und durch die intensive Nutzung der Grundwasserreserven in den letzten Jahrzehnten sinkt der Boden bis auf mehrere Zentimeter pro Jahr ab.

Deutsche und vietnamesische Wissenschaftler*innen - unter ihnen auch Börsig - suchen im Rahmen des bis Ende 2021 laufenden Verbundprojektes ViWaT nach Lösungsansätzen, wie das Flussdelta mittels nachhaltiger Bewirtschaftung und technischer Maßnahmen erhalten werden kann.

»Die Qualität der Oberflächengewässer ist so stark belastet durch unbehandelte Abwässer und die Landwirtschaft, dass eine Wassergewinnung über die Oberflächengewässer nicht mehr möglich ist«, erzählt Börsig. Deshalb bohren Bauern und andere Bewohner private Brunnen, bis zu einer Tiefe von 150 Metern. Doch längst wird mehr Wasser entnommen als sich nachbilden kann. Durch den auf diese Weise verringerten Porendruck werden die zuvor Grundwasser führenden Bodenschichten zusammengepresst.

So propagieren die Wissenschaftler*innen, die Nutzung des Grundwassers durch Regenwasser zu ersetzen. Da das Klima Südvietnams jedoch stark durch den Monsun geprägt ist, müsste dieses in den regenreichen Monaten gesammelt und dessen Qualität gesichert werden. Im Gespräch sind dabei bislang Zisternen oder oberirdische Tanks. Das Projekt läuft noch bis Ende dieses Jahres.

Neue Lösungen versuchen nun, die Feuchtgebiete zwischen den Flüssen und Siedlungsgebieten wiederherzustellen. Das reduziere nicht nur das Hochwasserrisiko, sondern helfe auch, mittels der Zufuhr von Sedimenten dem Höhenverlust entgegenzuwirken. Ingrid Wenzl

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