»Todeslisten« sind strafbar

Aufstellung über Befürworter der Corona-Maßnahmen vermutlich in Niedersachsen verfasst

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein mit »Todesliste« betitelter Beitrag im Internet führt die Namen jener Bundestagsabgeordneten auf, die unlängst für das neue Infektionsgesetz gestimmt haben. Dass die Spur zur Urheberin oder dem Urheber der »Todesliste« ins zweitgrößte Bundesland führt, haben das Landeskriminalamt Niedersachsen und die Staatsanwaltschaft Göttingen in einer gemeinsamen Presseinformation mitgeteilt. Demnach richtet sich der Verdacht auf eine Einzelperson: mehr geben die Behörden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preis. Politikerinnen und Politiker, die sich für die bundesweit geltenden Corona-Schutzmaßnahmen ausgesprochen hatten, waren öffentlich im Messenger-Dienst »Telegram« namentlich angeprangert gewesen.

Die Betitelung des Ganzen als »Todesliste« könne als strafbarer Aufruf zum Mord gewertet werden, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft. Oberstaatsanwalt Andreas Buick sagte dem NDR: »Wir reden hier von keinem Spaß. Hier geht es tatsächlich darum, Personen einzuschüchtern.« Zu welch tragischer Folge so etwas geführt habe, zeige der Fall des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, der im Juni 2019 von einem Rechtsextremisten getötet worden war. Mit Blick auf jenes Geschehen nehme man die »Todesliste« sehr ernst, so Buick, und man setze alles daran, die Verfasser zu ermitteln und zu überführen.

Immer mehr Angriffe und Beleidigungen gegen Kommunalpolitiker: Drei von vier Mandatsträgern betroffen - deutliche Steigerung

Buick betont, dass auch Personen, die solch eine Liste »liken« - also für gut heißen - oder sie weiterleiten, mit Strafverfolgung rechnen müssen. Seit Juli 2020 sind die Strafverfolger in Göttingen als »Schwerpunktstaatsanwaltschaft« zuständig für schwere »Hassdelikte« im Internet. Seither hat sich jene Stelle mit über 160 entsprechenden Verfahren befasst. Besondere Aufmerksamkeit richten die Ermittler auf Bedrohungen, die sich gegen Mandats- und Amtsträger richten. So seien vier Personen ausfindig gemacht worden, die den Mord an Walter Lübcke befürwortet hatten, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.