- Politik
- Impfstoffpatente
Umfrage: G7 sollen Pharmafirmen zum Teilen von Impfstoff-Wissen bringen
70 Prozent der Befragten sprechen sich in sieben Industrienationen in Umfrage gegen Pharma-Monopole aus
Frankfurt a.M.. Zahlreiche Organisationen haben die G7-Staaten aufgefordert, die Pharmaindustrie zum Teilen ihres Wissens über Corona-Impfstoffe zu verpflichten. Eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung der sieben führenden Industrienationen unterstütze diese Forderung, erklärte das Bündnis »People's Vaccine Alliance« am Mittwoch zum Treffen der G7- Außen- und Entwicklungsminister in London. Dennoch weigerten sich die Regierungen bisher, einer Aussetzung der entsprechenden Patente zuzustimmen.
Einer Erhebung für das Bündnis von YouGov und zwei anderen Umfragefirmen zufolge befürworten durchschnittlich sieben von zehn Bürgerinnen und Bürger der G7-Staaten eine solche Freigabe von Wissen. Auch in Deutschland sei die Mehrheit dafür. Die meisten Befragten seien zudem dafür, die Unternehmen für die Aussetzung der Patente zu entschädigen. Der »People's Vaccine Alliance« gehören Hilfsorganisationen und Kampagnen wie Oxfam, Amnesty International, Public Citizen, Unaids und Global Justice Now an.
Indien und Südafrika haben einen Vorstoß zur vorübergehenden Aufhebung des Patentschutzes auf Vakzine, Medizin, Diagnostika und Technologien gegen Covid-19 in der Welthandelsorganisation (WTO) initiiert, der sich über 100 weitere Staaten angeschlossen haben.
Damit soll armen Ländern geholfen werden, ihre Bevölkerungen besser vor der Corona-Pandemie zu schützen. Doch die Industrieländer wie die USA und die EU, wo sich die fraglichen Pharmafirmen befinden, lehnen das Vorhaben bislang ab. Am Mittwoch sollte auch der Rat der WTO zum Thema beraten.
Am höchsten sei die Zustimmung zu einer Patentaussetzung in Italien, wo 82 Prozent ein solches Vorgehen befürworten, erklärten die Organisationen. Auch in Kanada seien die Befürworter mit 76 Prozent deutlich in der Mehrheit. In Deutschland liege die Zustimmung im Durchschnitt der G7-Staaten bei 70 Prozent.
»Die Bevölkerung möchte nicht, dass die großen Pharmaunternehmen ein Monopol auf die Impfstoffe halten, die weitgehend mit öffentlichen Mitteln entwickelt wurden«, erklärte Heidi Chow von der britischen Organisation Global Justice Now. Diese Impfungen seien ein öffentliches Gut. Das Treffen der G7-Außen- und Entwicklungsminister fand von Montag bis Mittwoch statt. epd/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.