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Eritreer kämpfen um Familiennachzug
Geflüchtete demonstrieren dafür, dass ihre Angehörigen nach Deutschland kommen dürfen
Am 15. Mai ist Tag der Familie. Und weil in Deutschland rund 1000 Asylberechtigte aus Eritrea seit Jahren auf den Nachzug ihrer Angehörigen warten, wollen sie am Sonnabend durch das Berliner Regierungsviertel demonstrieren. Sie tun das bereits zum dritten Mal innerhalb der letzten zwölf Monate. Pro Asyl, die Landesflüchtlingsräte und andere Flüchtlingsorganisationen unterstützen sie dabei.
Einer der Demonstrierenden ist Mikael Rezene (Name geändert). Als er 2015 nach Deutschland floh, blieb seine hochschwangere Frau zurück. Aber die Flucht des damals 28-jährigen Polizisten duldete keinen Aufschub. Er hatte den Befehl verweigert, Menschen zu foltern, und darauf standen in Eritrea, einer der brutalsten Diktaturen weltweit, drakonische Strafen. 2016 kam Rezene in Deutschland an. Im selben Jahr musste seine Frau nach Äthiopien fliehen. Die gemeinsame Tochter war bei der Geburt gestorben.
Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann
Die beiden haben, wie in Eritrea üblich, nur kirchlich geheiratet - eine Hürde für die Genehmigung der Familienzusammenführung. Rezene wollte seiner Frau den beschwerlichen Weg über ein libysches Gefängnis und das Mittelmeer, über den er selbst gekommen ist, nicht zumuten. Also flog er 2018 nach Äthiopien und heiratete sie auch standesamtlich. Aber so eine Reise in die Heimat könnten sich viele seiner Landsleute nicht leisten, erzählt Rezene: »Ich arbeite bei der Deutschen Bahn im Schichtdienst und verdiene gutes Geld.« Beim Besuch zeugte er einen Sohn, den er aber bisher nur einmal gesehen hat. Anfang dieses Jahres konnte er seine Familie in Äthiopien erneut besuchen. Ein weiteres Kind ist seitdem unterwegs.
»Ich warte jetzt seit fünf Jahren auf meine Familie«, sagt Rezene dem »nd«. Er ist kein Einzelfall. Die Initiative »Familiennachzug Eritrea«, die die Demo organisiert, erklärt, dass die meisten Eritreer nur kirchlich geheiratet haben, dass auch Geburten meist nur kirchlich dokumentiert sind und dass die deutschen Behörden die Dokumente oft nicht anerkennen. In der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linke-Abgeordneten Ulla Jelpke heißt es dazu, die Beamten in den deutschen Auslandsvertretungen seien nicht qualifiziert, diese Urkunden zu prüfen.
Pandemiebedingt ruht zudem in vielen deutschen Auslandsvertretungen die Arbeit. Um dort überhaupt einen Antrag stellen zu können, wartet man 24 Monate auf einen Termin. Die Bearbeitungszeit beträgt weitere zwei bis drei Jahre. Währenddessen müssen Frauen und Kinder in Flüchtlingslagern in Äthiopien, Sudan, Kenia und Uganda ausharren, was schon vor der Corona-Pandemie oft lebensbedrohlich war. Seit in Teilen Äthiopiens Bürgerkrieg herrscht, sind die dort lebenden Eritreerinnen existenziell bedroht. Einige sind nach Eritrea entführt worden, von anderen fehlt jedes Lebenszeichen. Die in Lagern lebenden Frauen sind auf Geld angewiesen, das ihnen ihre in Deutschland lebenden Männer schicken. Doch die arbeiten oft selbst in prekären Jobs.
Pro Asyl fordert, eine digitale Antragstellung auf Familiennachzuges zu ermöglichen und die Anträge innerhalb weniger Wochen zu bearbeiten. Flüchtlingsberater Daniel Mader von der Arbeiterwohlfahrt Berlin verweist darauf, dass ein Rechtsanspruch auf einen Familiennachzug besteht, der durchgesetzt werden muss.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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