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  • Dynamo Dresden zurück in der 2. Fußball-Bundesliga

Krawalle und Aufstieg

Schwere Ausschreitungen beim Wiederaufstieg von Dynamo Dresden / Polizisten nahe des Stadions attackiert

  • Lesedauer: 4 Min.

Dresden. Nach den schweren Ausschreitungen am Rande des Fußballspiels von Dynamo Dresden gegen Türkgücü München (4:0) steht nun die Aufarbeitung des Geschehens an. Schon am Sonntagabend gab es erste Stimmen aus der Politik. »Auch wenn wir uns alle über den Aufstieg von Dynamo Dresden freuen: Die Gewalt am Stadion gegenüber den Einsatzkräften ist nicht akzeptabel«, erklärte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Die Gewalt und Aggressivität nach Spielende seien leider ein bitterer Beigeschmack für den sportlich so wichtigen Tag.

»Leider erinnern diese Bilder auch an den Aufstieg 2016, und schon damals konnte man sich nur für das Verhalten einiger Personen schämen. Ich hoffe sehr, dass sich der Verein aktiv mit diesen Ereignissen auseinandersetzt und bis zum Beginn der Saison in Liga 2 auch Antworten und Konzepte liefern kann«, betonte Hilbert.

»Was heute in Dresden am Harbig-Stadion passierte, ist beschämend und lässt die Freude über den Aufstieg von Dynamo Dresden verblassen«, betonte SPD-Innenpolitiker Albrecht Pallas. Die Ausschreitungen gegen die Polizei und Angriffe auf Journalisten seien schlicht kriminell und hätten mit Fußball nichts zu tun. Den gewaltbereiten »Fans« gehe es nur um sich, ihren Frust und nicht um andere. »Das ist verantwortungslos und gefährlich.«

Dynamo Dresden bedauerte die Ausschreitungen seiner Anhänger. »Dieser Moment des Aufstiegs gehört so vielen Menschen, die heute nicht im Stadion dabei sein durften«, twitterte der Fußball-Drittligist. »Hier gibt es sehr viel aufzuarbeiten, wenn der Polizeieinsatz vor dem Stadion abgeschlossen sein wird. Es ist sehr schade, dass dieser Tag so schwer beschädigt wurde.«

Laut Polizei hatten sich trotz anderslautender Appelle des Vereins und der Stadt mehr als 4000 Anhänger am Stadion versammelt. In den Onlinenetzwerken hatte es Aufrufe gegeben, am Stadion den Wiederaufstieg von Dynamo Dresden zu feiern. Wegen der Corona-Pandemie waren keine Zuschauer im Inneren der von Polizei abgeriegelten Arena zugelassen. Etwa 20 Minuten vor Spielende hatten Hooligans gezielt Beamte und Polizeifahrzeuge angegriffen. Die Angreifer hätten auch versucht, die Polizeiabsperrung in Richtung Stadion zu durchbrechen. Daraufhin beendete die Polizei ihre auf Deeskalation abzielende Einsatztaktik und setzte Wasserwerfer und Reizgas ein.

Laut Polizei wurden elf Beamte so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Auch unter den Anhängern gab es Verletzte. Eine genaue Bilanz stand am Sonntag noch aus. »Die erschreckenden Szenen rund um das Rudolf-Harbig-Stadion haben gezeigt, dass die Deeskalationsstrategie der Polizei nur dann funktioniert, wenn beide Seiten das auch wollen«, erklärte Dresdens Polizeipräsident Jörg Kubiessa. Die Polizei habe auf Kommunikation gesetzt. »Als dann aber mindestens 500 Gewaltbereite unsere Polizeibeamten im Großen Garten unvermittelt und massiv mit Pyrotechnik, Flaschen sowie Steinen angriffen, fand diese Strategie zwangsläufig ihr Ende.« Es sei bedauerlich, dass der sportliche Erfolg Dynamo Dresdens von »bestürzenden Bildern« überschattet wird.

Nach Angaben der Polizei wurden auch Medienvertreter attackiert, darunter ein Kamerateam. Auch ein 17-Jähriger sei von Unbekannten geschlagen und getreten worden: »Der junge Mann war dort mit einem Fotoapparat unterwegs und dokumentierte die Situation. Auch er war möglicherweise journalistisch tätig.« Die Polizei bat andere betroffene Journalisten, sich zu melden und Anzeige zu erstatten.

Bisher hat die Polizei 17 Ermittlungsverfahren unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet. 30 Personen kamen in Gewahrsam, mindestens ein Dutzend Polizeifahrzeuge wurden beschädigt. Die Polizei war mit etwa 1100 Beamten im Einsatz.

Derartige Szenen hatte die Polizei eigentlich vermeiden wollen. Weil für Samstag in Dresden eine Demo von Anhängern der »Querdenken«- Bewegung angemeldet worden war, hatte die Polizei Sicherheitsbedenken angemeldet. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verlegte schließlich das Dynamo-Spiel. Damit sollte auch ein mögliches Zusammentreffen von Fußballfans und Corona-Demonstranten vermieden werden.

Am Samstag gelang es der Polizei mit einem Großaufgebot, das Demonstrationsverbot für Gegner der Corona-Maßnahmen durchzusetzen. Überall auf Plätzen und Straßen in der Innenstadt waren Beamte präsent, Straßen rund um den Landtag waren gesperrt. Laut Polizei waren auch hier über 1000 Beamte im Einsatz. Agenturen/nd

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