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+++ Reiche Staaten sollten der Welt mehr Impfdosen überlassen +++
Der Newsblog zur Coronakrise - Montag, 17. Mai 2021 +++ Mehr Impfberatung für Migranten gefordert +++ Härtere Strafen für Impfpass-Fälscher gefordert +++
Genf. Reiche Staaten könnten der Covax-Initiative nach Ansicht des UN-Kinderhilfswerks Unicef mehr als 150 Millionen Impfdosen bereitstellen, ohne ihre eigenen Impfprogramme zu gefährden. Die sieben führenden Industrienationen (G7) und die EU könnten dazu beitragen, die weltweite Impflücke zu schließen, indem sie 20 Prozent ihrer Vorräte für Juni, Juli und August der Covax-Initiative für die weltweite Verteilung von Corona-Impfstoffen überließen, heißt es in einer am Montag von Unicef veröffentlichten Studie der britischen Firma Airfinity.
Dabei könnten die reichen Staaten noch immer ihre eigenen Impfprogramme wie geplant fortsetzen, betonte Unicef-Direktorin Henrietta Fore. Im Juni findet in Großbritannien ein G7-Gipfel statt. Bis dahin fehlen dem Covax-Programm laut Unicef 190 Millionen Dosen. Dies liegt unter anderem an der dramatischen Corona-Lage in Indien, das eigentlich einen Großteil der Covax-Dosen produzieren und exportieren sollte, sie nun aber für die eigene Bevölkerung braucht.
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, hatte reiche Staaten bereits am Freitag eindringlich aufgefordert, Impfdosen lieber Covax bereitzustellen, anstatt bereits die weniger gefährdeten Kinder und Jugendliche in den eigenen Ländern zu impfen.
Die unter anderem von Deutschland und den USA mitgetragene Covax-Initiative soll die massive Ungleichheit zwischen den reichen Industrieländern und den armen Schwellen- und Entwicklungsländern bei den Corona-Impfungen wenigstens ein bisschen verringern. Geleitet wird Covax gemeinsam von der WHO, der Impfallianz Gavi und dem Bündnis Cepi zur Impfstoffforschung. Etwa 190 Länder haben sich der Initiative angeschlossen, darunter mehr als 90 mit niedrigem und mittlerem Einkommen wie Indien, Nigeria, Pakistan und Vietnam.
+++ Mehr Impfberatung für Migranten gefordert +++
Berlin. Nach der ersten Berliner Schwerpunktimpfung in der Corona-Pandemie hat Neuköllns Amtsarzt Nicolai Savaskan mehr Sozialarbeit zur Impfberatung von Migranten gefordert. »Die Massenimpfung in Neukölln war ein guter Aufschlag«, sagte er. Türkisch- oder arabischstämmige Berliner hätten sich damit allerdings deutlich schwerer erreichen lassen als Menschen mit Englisch oder Spanisch als Muttersprache. Deshalb müsse nun eine Feinjustierung in sozialen Brennpunkten folgen. Beratung und Impfangebote müsse es kleinteiliger und individueller geben, zum Beispiel über das Quartiersmanagement.
Beim Pilotversuch in Neukölln waren am Wochenende rund 2200 Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden - rund 1000 mehr als ursprünglich geplant. Berechtigt waren rund 10.000 Menschen aus Kiezen mit hohen Ansteckungszahlen.
+++ Härtere Strafen für Impfpass-Fälscher gefordert +++
Köln. Der nordrhein-westfälische Justizminister Peter Biesenbach fordert härtere Strafen für Impfpass-Fälscher. »Die bestehende Regelung, die für das Fälschen von Gesundheitszeugnissen niedrigere Strafrahmen vorsieht als für die normale Urkundenfälschung, wird der hohen kriminellen Energie, die dahintersteckt, nicht gerecht«, sagte der CDU-Politiker dem »Kölner Stadt-Anzeiger«. Beim Justizministertreffen im Juni wolle er vorschlagen, dass der Bund einen geänderten Gesetzentwurf erarbeitet.
»Es darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Täter mit dem Fälschen dieser Dokumente und damit der Umgehung der Infektionsschutzmaßnahmen die Gefährdung der Gesundheit einer unbestimmten Anzahl von Menschen in Kauf nehmen«, sagte Biesenbach.
Während normalen Urkundenfälschern dem Bericht zufolge eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren droht, verhält es sich bei fingierten Impf- oder Gesundheitsdokumenten anders. Bei Ärzten, die falsche Atteste ausstellen, liegt das Maximum demnach bei zwei Jahren. Bei Privatanbietern sehe das Strafgesetzbuch maximal ein Jahr Gefängnis vor.
++ RKI registriert 5412 Neuinfektionen +++
Berlin. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 5412 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 6922 Ansteckungen gelegen. Am Montag sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird.
Aufgrund des Feiertags am 13. Mai sei bei der Interpretation der Fallzahlen zu beachten, dass an Feier- und Brückentagen weniger Personen einen Arzt aufsuchen, wodurch auch weniger Proben genommen und weniger Laboruntersuchungen durchgeführt werden, hieß es im Lagebericht des RKI vom Sonntag. »Dies führt dazu, dass weniger Erregernachweise an die zuständigen Gesundheitsämter gemeldet werden.«
Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lag laut RKI am Montagmorgen bundesweit bei 83,1 (Vortag: 83,1; Vorwoche: 119,1). Deutschlandweit wurden den Angaben nach binnen 24 Stunden 64 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 54 Tote gewesen. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg damit auf 86.160.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntag bei 0,82 (Vortag: 0,84). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 82 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Agenturen/nd
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