Bunt, laut und kreativ gegen den Parteitag der extremen Rechten

In Marzahn-Hellersdorf hat sich ein breites Protestbündnis formiert

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Vorbereitungen für die Protestveranstaltungen gegen die extreme Rechte laufen auf Hochtouren. »Es gibt mehrere Fahrradkorsos«, sagt Irmgard Wurdack, die Bundesgeschäftsführerin des Zusammenschlusses »Aufstehen gegen Rassismus«. Bereits ab 7 Uhr an diesem Samstag sollen die Fahrraddemonstrationen in der Nähe des U- und S-Bahnhofes Frankfurter Allee in Friedrichshain und am U- und S-Bahnhof Pankow starten. Ziel der Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer ist eine Kundgebung gegen den Landesparteitag der AfD in Marzahn-Hellersdorf. »Der genaue Ort der Kundgebung, wo es auch Livemusik und Infostände geben wird, wird am Wendehammer der Haltoner Straße sein«, sagt Wurdack zu »nd«. Dort, in Hörweite, aber leider wie Wurdack bedauert, nicht wirklich in Sichtweite des an diesem Ort an den kommenden beiden Wochenenden geplanten Landesparteitags der extrem rechten Partei, soll die Protestveranstaltung des breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses, das sich gegen die Parteiversammlung auf Berliner und Bezirksebene gebildet hat, stattfinden.

Dass die AfD nicht in Sichtweite sein könnte, hängt vor allem damit zusammen, dass die extrem rechte Partei in den vergangenen Tagen laut Beobachtern bereits Zäune aufgestellt hat, die mit blickdichten Planen und Stacheldraht versehen sind. Hinter den Absperrungen wurden zwei große Zelte errichtet, in denen die Delegierten der Partei zusammenkommen sollen. Auf der Parteiversammlung sollen an diesem und dem nächsten Wochenende die Listen für die Abgeordnetenhaus- und die Bundestagswahl gewählt werden. Die AfD ist bei der Wahlaufstellung vergleichsweise spät dran, denn die meisten anderen Berliner Parteien haben die Listenaufstellung bereits vollzogen. Dass die AfD überhaupt ein Grundstück in Biesdorf gefunden hat, um den Parteitag abhalten zu können, hängt damit zusammen, dass das Areal der Partei vom landeseigenen Berliner Immobilienmanagement (BIM) zur Verfügung gestellt wurde. Der politisch zuständige Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) hat für die Vermietung des Areals sein Okay gegeben. »Als öffentliche Verwaltung haben wir uns an Recht und Gesetz zu halten«, sagt eine Sprecherin des Finanzsenators. Gemäß von Artikeln des Grundgesetzes sind »den (zugelassenen) Parteien gleichermaßen Möglichkeiten einzuräumen, Parteiveranstaltungen durchzuführen«. »Die AfD hat daher die gleichen Rechte wie jede andere Partei«, betont die Sprecherin.

Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf kam die Vermietung des Grundstücks gar nicht gut an. »Der Bezirk ist zu Recht sauer, weil die BIM nicht nachgefragt hat«, sagt Henny Engels vom Bündnis für Demokratie und Toleranz. Das lokale Netzwerk will als zweite Veranstaltung vor dem Biesdorf- Center einen Informationsstand errichten. »Wir möchten die Bevölkerung ansprechen, die samstags einkaufen geht«, sagt Engels. Die Menschen sollen darauf aufmerksam gemacht werden, dass die AfD keine Alternative sei. Schließlich sei die AfD eng verbunden mit Neonazis und agiere als parlamentarischer Arm des rechten Terrors, so Engels.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.