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Risikogruppen verlieren Priorität

Seit Montag sind die Covid-Impfungen freigegeben. Städtebund befürchtet Frust und Enttäuschung

Vor dem Hintergrund weiter gesunkener Covid-19-Fallzahlen ist in Deutschland bei den Corona-Impfungen seit Montag offiziell die Priorisierung der bisher festgelegten Risikogruppen Geschichte. Gleichzeitig kann neben Impfzenten und Arztpraxen nun auch in Unternehmen durch Betriebsärzte geimpft werden. Insgesamt 6,6 Millionen Dosen sollen in dieser Woche verabreicht werden, ein neuer Höchststand. Ein gutes Zehntel davon geht an rund 6000 Betriebsärzte.

Einige Bundesländer halten indes zumindest in den Impfzentren vorerst an der Priorisierung der Risikogruppen fest: Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern. In Bremen und im Saarland gilt dies eingeschränkt. Begründet wird das damit, dass große Teile der Risikogruppen noch nicht vollständig geimpft sind. Nach neuesten Angaben des Robert-Koch-Institutes (RKI) liegt die Quote bei den über 60-Jährigen je nach Bundesland erst zwischen 36,5 und knapp 52 Prozent.

Trotz der international betrachtet großen Mengen, die jetzt geimpft werden können, ist die Nachfrage mit der Freigabe nun erst recht erheblich größer als das Angebot. Die mit einer vollständigen Impfung verbundenen Lockerungen haben die Bereitschaft weiter erhöht. Vor Ernüchterung warnte daher der Deutsche Städte- und Gemeindebund. »Enttäuschung und Frust sind dabei vorprogrammiert, da nicht sofort ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht«, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der »Rheinischen Post«. Dies werde sich noch verschärfen, da vielerorts vorerst keine Termine für Erstimpfungen in den Impfzentren zur Verfügung stünden.

Die Knappheit wird dadurch verschäft, dass nunmehr der Biontech-Impfstoff auch Kindern im Alter von 12 bis 15 Jahren gespritzt werden darf. Bisher war dies erst ab 16 Jahren möglich. Viele Kinderärzte nehmen bereits an der Kampagne teil, impfen primär die besonders gefährdeten Jugendlichen mit Vorerkrankungen. Da die Ständige Impfkommission (Stiko) für die Gruppe ab 12 bisher keine generelle Impfempfehlung gegeben habe, sei der individuelle Beratungsbedarf in den Praxen groß, sagte eine Sprecherin des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte.

Die Stiko beriet am Montag, welche Empfehlung sie für die neue Gruppe ab 12 abgeben soll, und kündigte eine Veröffentlichung für diesen Mittwoch an. Einige Politiker übten seit Tagen Druck auf das ehrenamtlich arbeitende Gremium aus, das der Bundesbehörde RKI und damit indirekt dem Gesundheitsministerium untersteht. Minister Jens Spahn (CDU) schuf bereits Fakten, indem er am Montag die Terminvergabe für die neue Altersgruppe öffnete. Dabei hatten Stiko-Vertreter bereits deutlich gemacht, dass sie aufgrund unzureichender Daten bezüglich möglicher Nebenwirkungen nur eine Empfehlung für Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen aussprechen werden. »Den Kindern bietet man ja kein Lakritzbonbon an, sondern es ist ein medizinischer Eingriff, und der muss entsprechend indiziert sein«, erläuterte Stiko-Chef Thomas Mertens.

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