Digitaler Impfnachweis sehr gefragt

Niedrige Inzidenzwerte befeuern Debatte um Ende der Maskenpflicht

Die Nachfrage am Montag war enorm. Derart enorm, dass zwischenzeitlich sogar eine entsprechende Website damit überfordert war. Das Objekt der Begierde: der seit Montag erhältliche digitale Impfnachweis und die Auskunft darüber, welche Apotheken ihn ausstellen. So war das Online-Portal mein-apothekenmanager.de laut Thomas Dittrich, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands, wegen des großen digitalen Andrangs zeitweise nicht zu erreichen. Im Laufe des Tages allerdings gaben sich dem Vernehmen nach die technischen Schwierigkeiten.

Insgesamt beurteilt Dittrich den Start der Impfnachweis-Ausstellung als Erfolg. Allein bis 11 Uhr seien von den beteiligten mehr als 13 000 Apotheken bereits 140 000 digitale Impfzertfikate ausgestellt worden. Gleichzeitig betonte er, dass keine Eile bestehe, sich dieses zu beschaffen. Die Apotheken böten den Service in den kommenden Wochen weiter an. Der digitale Impfnachweis soll unter anderem dazu dienen, das Reisen in Europa zu erleichtern und ist eine freiwillige Ergänzung des analogen gelben Impfpasses.

Laut der Website Impfdashboard.de des Bundesministeriums für Gesundheit, auf der der Fortschritt der Impfkampagne dokumentiert wird, waren mit Stand Montagfrüh mehr als 21 Millionen Menschen in Deutschland vollständig geimpft, insgesamt mehr als 40 Millionen haben mindestens eine Impfdosis erhalten. Angesichts dieses Fortschritts und stabil niedriger Inzidenzwerte ist derweil eine Debatte um das Ende der Maskenpflicht entbrannt. Nachdem am Wochenende Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) die Bundesländer aufgefordert hatte, die Verhältnismäßigkeit der Maskenpflicht zu überprüfen und etwa FDP-Politiker Wolfgang Kubicki deren rasches Ende gefordert hatte, meldeten sich am Montag weitere Politiker zu Wort. Dabei zeichnete sich weitgehende Übereinstimmung darüber ab, dass eine Maskenpflicht im Freien bald entfallen könnte. Dementsprechend äußerten sich etwa Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach und Grünen-Chef Robert Habeck.

Auch der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Achim Kessler, fordert, »dass die Maskenpflicht, angesichts der sinkenden Inzidenzwerte schrittweise zurückgenommen wird«. Ein Verzicht auf Masken »im Freien oder da, wo die Ansteckungsraten sehr niedrig sind«, sei sinnvoll, erklärte Kessler gegenüber »nd«. »Doch in Innenräumen, im öffentlichen Nahverkehr und in Geschäften bieten die Masken weiterhin Schutz und auch das Abstandhalten ist weiter notwendig«. Erst 26 Prozent der Bevölkerung seien vollständig geimpft und »es werde noch einige Zeit dauern, bis alle sich impfen lassen können, weil die Bundesregierung sich im Interesse der Pharmaindustrie beharrlich weigert, alle Möglichkeiten zur Erhöhung der Produktionskapazitäten für Impfstoffe auszuschöpfen«, so Kessler. Kommentar Seite 8

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