- Wirtschaft und Umwelt
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Wohnen bleibt zu teuer
Bei vielen Menschen gehen mehr als 30 Prozent des Nettoeinkommens für die Miete drauf
Rund 50 Prozent der Haushalte, die in Deutschlands Großstädten zur Miete wohnen, müssen Monat für Monat mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete aufbringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Humboldt-Universität zu Berlin, die von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am heutigen Dienstag veröffentlicht wird.
Mehr als 4,1 Millionen Haushalte, in denen etwa 6,5 Millionen Menschen leben, müssen demnach mehr Geld für die Miete ausgeben, als eigentlich als angebracht gilt. Nicht umsonst orientieren sich die allermeisten Vermieter an einer maximalen Grenze von 30 Prozent des Nettoeinkommens, wenn sie eine Wohnung neu vermieten. Wer mehr von seinem Gehalt für die Miete aufbringen muss, hat schlechte Chancen, die Wohnung zu bekommen. Auch bei Sozialwissenschaftlern gilt eine Mietbelastungsquote von mehr als 30 Prozent des Haushaltseinkommens als problematisch. Vor allem für Menschen mit niedrigem Einkommen bedeutet eine höhere Quote nämlich zwangsläufig, dass woanders gespart werden muss.
Gut ein Viertel der Haushalte in den 77 deutschen Großstädten müssen laut der Studie mindestens 40 Prozent ihres Einkommens für Warmmiete und Nebenkosten aufwenden, knapp zwölf Prozent sogar mehr als die Hälfte. Die mittlere Mietbelastungsquote für alle Mieterhaushalte in Großstädten liegt bei 29,8 Prozent für die Bruttowarmmiete und damit nur knapp unter der Überlastungsgrenze. Besonders Menschen mit wenig finanziellen Mitteln müssen überdurchschnittlich viel von ihrem Einkommen für die Bruttowarmmiete ausgeben.
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Für Menschen an der Armutsgrenze, die also maximal 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Großstädter zur Verfügung haben, beträgt die Mietbelastung im Durchschnitt rund 46 Prozent. Und das, obwohl sie laut den Studienautoren »im Schnitt spürbar weniger Wohnraum in älteren und schlechter ausgestatteten Wohnungen zur Verfügung haben«. Haushalte mit einem hohen Einkommen von mehr als 140 Prozent des Durchschnitts müssen nur knapp 20 Prozent für die Warmmiete ausgeben.
In den vergangenen Jahren hat sich die Wohnsituation laut den Studienautoren weiter polarisiert. In den Jahren 2006 bis 2018 hätten sich »die sozialen Ungleichheiten im Bereich des Wohnens verschärft und hohe Mietkostenbelastungen verfestigt«, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
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Die Studie kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass die Wohnungsnot in Großstädten trotz verstärkten Neubaus nur geringfügig gelindert wurde. Zwar ist hier die Quote der »real unterversorgten« Mieterhaushalte laut den Forschenden seit 2006 um über vier Prozentpunkte gesunken, doch nach wie vor sind mit knapp 53 Prozent mehr als die Hälfte betroffen. So mussten im Jahr 2018 mehr als 7,5 Millionen Menschen in Wohnungen leben, die für sie eigentlich zu klein oder zu teuer sind. Als zu klein gilt eine Wohnung, wenn nicht jede Person des Haushalts 30 Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung hat.
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Die größten Defizite bei Mietwohnungen gibt es laut der Studie in Berlin, Hamburg, München und Köln. Aber eine hohe Mietbelastung ist nicht auf bestimmte Stadttypen begrenzt: Unter den Städten mit der höchsten Belastungsquote bei der Warmmiete im Verhältnis zum Einkommen befinden sich wohlhabende Großstädte wie Düsseldorf, Wiesbaden oder Darmstadt neben Uni-Städten wie Aachen oder wirtschaftlich eher schlechtergestellten Städten wie Bremerhaven, Recklinghausen oder Mönchengladbach. Sogar in Städten, in denen die Bevölkerung schrumpft, gibt es erhebliche Mietbelastungen. »Neben den Mietpreisentwicklungen hat insbesondere die ungleiche Verteilung der Einkommen einen wesentlichen Einfluss auf die Lage der sozialen Wohnversorgung«, fassen die Studienautoren ihre Ergebnisse zusammen.
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