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Riesen-Bottich schützt die Spree vor Schmutz

Berlins Wasserbetriebe bauen in Mitte ein Speicherbecken - es soll bei Unwetter Regenwasser »parken«

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit Getöse frisst sich auf dem Gelände der Berliner Wasserbetriebe an der Chausseestraße im Bezirk Mitte ein Bagger mit einem sogenannten Ringwandgreifer ins Erdreich. Es handelt sich um die derzeit größte innerstädtische Baustelle des landeseigenen Unternehmens, wie Sprecher Stephan Natz am Mittwoch vor Ort erklärte. Hier, hinter dem Pumpwerk des Radialsystems Berlin IV neben der BND-Zentrale, entstehe bis 2026 eine Art gigantischer »Abwasserparkplatz«, eine »Riesen-Regentonne« mit einem Fassungsvermögen von 16 750 Kubikmetern. Diese Menge könne dort bei Starkregen künftig zwischengespeichert werden. Damit werde verhindert, dass die Aufnahmefähigkeit der Kanalisation überfordert und fäkalienbelastetes Schmutzwasser durch Überläufe in die Spree gelangt.

An der Chausseestraße soll die ringförmige Betonwand für das Regenüberlaufbecken, das einen Durchmesser von 39 Metern und haben wird, 30 Meter tief in die Erde versenkt werden. Ein in das Bauwerk integriertes Entleerungspumpwerk wird künftig das »geparkte« Abwasser dosiert an die Klärwerke in Ruhleben und Schönerlinde weiterleiten.

Der riesige Zwischenspeicher fasst 2,2 mal so viel Schmutzwasser wie der große, erst im vergangenen Herbst fertiggestellte Stauraumkanal im Mauerpark (7300 Kubikmeter). Und er werde, wie die Wasserbetriebe betonen, komplett unter dem Platz am Ufer der Süd-Panke »verschwinden«. Außer dem Betriebsgebäude werde man davon lediglich eine schlanke, 30 Meter hoch aus dem Erdreich ragende Esse sehen. Durch das Rohr werde lediglich die Luft entweichen, wenn der gewaltige Bottich bei einem Unwetter innerhalb von 30 Minuten geflutet wird.

Mit dem Bau in der Chausseestraße leite sein Unternehmen die letzte Phase des aktuellen Berliner Stauraumprogramms für Gewässerqualität ein, erklärte Vorstandschef Jörg Simon. Das in den 1990er Jahren zwischen dem Land Berlin und den Wasserbetrieben vereinbarte Programm, an dessen Kosten sich die Hauptstadt mit 60 beteiligt, sieht eine Gesamtspeicherkapazität von über 300 000 Kubikmetern vor. Sein Finale ist auch für Simon die Krönung seiner 22-jährigen Tätigkeit bei den Wasserbetrieben. Der 59-Jährige wechselt zum Monatsende an die Spitze des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft FBB.

»Es ist das größte Stauraumprojekt, das wir je gebaut haben und je bauen werden«, sagte Simon. »Sein Speichervolumen ist Bestandteil unseres Entlastungs- oder auch Gewässergüteprogramms.« Man werde 2025/2026 das angestrebte Gesamtspeichervolumen von 300 000 Kubikmetern fertiggestellt haben.

Nach Unternehmensangaben habe man mit dem Land bis heute in Form von Becken, Stauraumkanälen, Stauwehren und durch die Erhöhung von Überlaufschwellen insgesamt 248 000 Kubikmeter Speichervolumen realisiert. 2021 sollen 15 000 Kubikmeter in Charlottenburg und Pankow hinzukommen.

»Das Stauraumprogramm war zuletzt ein Wettlauf von Ingenieur-Meisterleistungen mit neuen Speicherbauten in vielen Formen gegen Klimawandel und Stadtwachstum mit zunehmender Versiegelung«, erläuterte Simon. »Wir haben in Berlin im zentralen Bereich ein 2000 Kilometer langes Mischwassernetz. Dort fließen Regen- und Abwasser hinein.« Künftig gehe es darum, mehr Wasser in der Stadt zu halten, daher setze man neben Speichern auf mehr Sickerflächen und ein dezentrales Regenwasssermanagement.

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