Nutzlose Diplomatie
Standpunkt
In der internationalen Politik gilt es als ein gutes Zeichen, wenn die Bereitschaft zum Dialog vorhanden ist. Mit entsprechender Spannung wurde das Treffen von US-Präsident Joe Biden und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin erwartet. Doch wer glaubt, dass sich nach dieser Zusammenkunft das Verhältnis zwischen beiden Politikern verbessern wird, der wird schnell enttäuscht sein. Zu groß sind nämlich die Interessengegensätze. Diese werden beispielsweise in der Ukraine weiter bestehen. Während die USA die Armee der Kiewer Regierung aufrüstet, unterstützen die Russen die Separatisten im Osten des Landes. Hier wird ein Konflikt um Einflusszonen ausgetragen.
Auch die EU will den russischen Einfluss zurückdrängen. Das hat der Außenbeauftragte Josep Borrell vor dem Treffen von Putin und Biden deutlich gemacht. Moskau soll wirtschaftlich in die Knie gezwungen werden. Deswegen sind bereits Sanktionen verhängt worden. Allerdings sind viele europäische Staaten noch auf Erdgas und Öl aus Russland angewiesen. Mit dem Wandel in der Energieversorgung in der EU wird diese Abhängigkeit verringert.
Trotzdem soll der Dialog aus Sicht von Borrell nicht vollständig abgebrochen werden. Russland ist immerhin ein riesiger Staat in direkter Nachbarschaft zur EU und eine Atommacht. Das Land verfügt über große militärische Möglichkeiten und hat während des Kriegs in Syrien seinen Einfluss im Nahen Osten ausgeweitet. Da liegt es nahe, dass Europäer und US-Amerikaner mit Moskau im Gespräch bleiben. Solange die Diplomatie zwischen Russland und westlichen Staaten aber nur darauf beruht, öffentlichkeitswirksame Bilder für Reporter zu liefern oder sich einen strategischen Vorteil gegenüber der anderen Seite zu verschaffen, wird die Welt nicht friedlicher.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.