Das »nd« soll dem »nd« gehören

Zeitungskrise und Rückzug der Linkspartei als Chance - das »nd« soll eine Genossenschaft werden

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 3 Min.

Das »nd« war noch nie eine normale Zeitung. Das zeigt unsere Geschichte: Vom antifaschistischen Flugblatt zur mit großen Idealen aufbrechenden Zeitung, zum staubigen Parteiblatt, zum Neubeginn im kapitalistischen Deutschland. Während die meisten Zeitungen der DDR von finanzstarken westdeutschen Verlagen aufgekauft wurden, ging das »nd« einen anderen Weg. Die Redaktion ist journalistisch unabhängig; finanziell sollte die Zeitung weiter der PDS, später der Linken, zugehören, die bis heute gemeinsam mit der communio eG Gesellschafterin des »nd« ist.

Das »nd« ist längst kein Parteiblatt mehr, es ist aber nicht unparteiisch. Wir machen Journalismus von links und glauben daran, dass es anders möglich ist. Wir stellen kapitalistische Maßstäbe infrage - und sind nach diesen Maßstäben kein Vorzeigeprojekt: Die letzten Jahre hat das »nd« keine Gewinne eingefahren, im Gegenteil: Die Zahlen sind tiefrot. Und obwohl das auch die Farbe der Linkspartei ist, will diese sich nun zurückziehen. Darin liegt auch eine Chance.

Das »nd« wird eine Genossenschaft, geht in die Hände der Beschäftigten über und in die der Leserinnen und Leser. Unsere inhaltliche Unabhängigkeit bleibt fester Teil unseres Redaktionsstatuts. Nun ist es an der Zeit, auch wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erreichen. Das »nd« und die Linkspartei werden getrennte Wege gehen, finanziell und strukturell - inhaltlich eint uns nach wie vor der Glaube an eine gerechtere Welt und die Arbeit daran.

Zunächst gilt es aber, das Bestehen des »nd« zu sichern. Um eine Genossenschaft zu werden, müssen wir uns wirtschaftlich anders aufstellen - werden inhaltlich aber nicht weniger interessant, kritisch und vielseitig sein. Gewählt wurde ein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des »nd«, das die Verhandlungen für die Genossenschaftsgründung führen soll. Das heißt: Fragen von Satzungen, Wirtschaftlichkeit und zukünftiger Arbeitsstruktur wälzen.

Auf einiges können wir dabei aufbauen: Die Linkspartei und die communio eG wollen uns bei der Gründung unterstützen. Darüber hinaus ist es vor allem das Engagement unserer Kolleginnen und Kollegen, das uns Hoffnung gibt; für viele hängt an der Zeitung nicht nur ihr Arbeitsplatz, sondern auch ihre politische Überzeugung und ihr journalistischer Ehrgeiz. Auf uns kommen viele Herausforderungen zu: Es wird kein Leichtes, wenn sich Fachredakteurinnen auf einmal mit Online-Erlöszahlen herumschlagen müssen oder Verlagsmitarbeiter mit dem Erstellen einer Satzung. In den kommenden Wochen werden wir Sie regelmäßig in Ihrer Zeitung und auf unseren Online-Kanälen über den Fortgang der Verhandlungen mit den Gesellschaftern und der Gründung der Genossenschaft informieren.

Was uns in dem Prozess am meisten Zuversicht gibt, sind Sie: Ihre Solidarität und Ihr Interesse an unserer Zeitung sind das Beste, was wir haben; um noch einmal einen anderen Weg einzuschlagen und weiter eine linke, tiefgründige und meinungsstarke Zeitung herauszubringen. Etliche Leserinnen und Leser haben bereits ihre Bereitschaft erklärt, Genossenschaftsanteile zu zeichnen. Danke! Bald wird das möglich sein. Damit das »nd« dem »nd« gehört!

Hier erfahren Sie mehr über den Prozess der Genossenschaftsgründung.

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Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

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