Delta-Variante bleibt Unsicherheitsfaktor

Vorsitzender des Weltärztebundes Montgomery: »Wer sich nicht impfen lässt, wird sich früher oder später mit dem Coronavirus infizieren.«

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Trotz insgesamt sinkender Corona-Zahlen ist die als ansteckender geltende Delta-Variante des Virus auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Nachdem bereits mehrere Bundesländer gemeldet haben, dass der Anteil der Variante an den Neuinfektionen zuletzt spürbar gestiegen ist, werden an diesem Mittwochabend neue Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) erwartet. Es ist damit zu rechnen, dass sich die zunächst in Indien entdeckte Mutante in vielen Teilen Deutschlands weiter ausgebreitet hat - wenn auch auf insgesamt niedrigem Niveau.

Der Virologe Christian Drosten plädiert angesichts der Entwicklung dafür, das Bewusstsein für die Bedeutung der Impfung zu stärken. »Das ist wirklich das, was wir jetzt machen müssen«, sagte der Experte der Berliner Charité im Podcast »Coronavirus-Update« (NDR-Info). Er legte sich nicht fest, ob es wegen der Ausbreitung der Delta-Variante bereits im Sommer oder erst im Herbst zu einer Trendumkehr kommen könnte. Im Herbst werde die Inzidenz auf jeden Fall wieder steigen, sagte Drosten und betonte die Wichtigkeit der Impfung bei Eltern von Schulkindern.

»Wir müssen einfach schnell impfen«, lautet der Appell des Virologen. Reiche dies nicht, müsse man erneut mit Kontaktbeschränkungen gegensteuern. »Aber es gibt auch gute Gründe zu denken, dass das in Deutschland nicht notwendig wird.« In England, wo sich die Corona-Lage wegen der Delta-Variante wieder verschlechtert hat, sei die Sieben-Tage-Inzidenz ausgehend von einem Niveau von 25 wieder angestiegen. »Man hatte nicht so weit runtergebremst, wie wir das jetzt in Deutschland schon gemacht haben.« Hierzulande lag der Wert zuletzt bei unter 10 Infektionen pro Woche und 100 000 Einwohner.

In Deutschland hatte der Anteil der Delta-Variante in einer Zufallsstichprobe nach Daten des RKI zuletzt bei gut 6 Prozent (Woche vom 31. Mai bis 6. Juni) gelegen. Das war eine Zunahme im Vergleich zu den Wochen davor, der Trend bei der absoluten Zahl der Nachweise ist jedoch rückläufig. Am Mittwochabend wird der neue Virusvariantenbericht des Robert Koch-Instituts erwartet. In Großbritannien ist Delta bereits die dominierende Variante.

Am Dienstag meldeten mehrere Bundesländer, dass der Anteil der Variante auch bei ihnen gestiegen sei. In Hessen macht sie nach Angaben von Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) bereits mehr als ein Fünftel der Neuansteckungen aus. »Wir haben doch deutliche Anzeichen, dass Delta auch in Hessen mittlerweile schon über 20 Prozent der Fälle dominiert«, sagte er.

In Bayern hat sich die Zahl der bestätigten Infektionen mit der Delta-Variante im Verlauf einer Woche fast verdoppelt - von 132 auf 229 Fälle, wie Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) mitteilte. In einzelnen Laboren betrage der Anteil inzwischen fast ein Viertel. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt erklärt, es sei nicht die Frage, ob, sondern wann Delta das Infektionsgeschehen in Deutschland bestimmen werde.

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, forderte, stärker auf »Impfskeptiker und Impfleugner« zuzugehen. »Wenn wir nicht auch einen Teil dieser Gruppe vom Sinn der Impfung überzeugen, werden wir die Herdenimmunität nicht erreichen«, sagte Montgomery dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). Mit Blick auf die Delta-Variante erklärte er: »Wer sich nicht impfen lässt, wird sich früher oder später mit dem Coronavirus infizieren.«

Aus eigenen Labordaten gebe es erste Hinweise, dass Menschen, die mit der Delta-Variante infiziert sind, eine noch höhere Viruslast haben als Infizierte mit der Alpha-Variante (B.1.1.7), berichtete Drosten. Bisherige Daten geben für ihn Signale, dass Delta etwas schwerere Verläufe verursache. Der Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf für vollständig Geimpfte sei im Vergleich zur noch in Deutschland dominierenden Variante Alpha aber gleichwertig. Der Schutz nur durch die Erstimpfung gilt jedoch als schwächer verglichen mit der Wirkung gegen früheren Virusformen. dpa/nd

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