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Im Verschwörungsrausch
Carl Philipp Trump treibt mit dem Verkauf von legalem LSD verschwörungsideologische Projekte voran und will die Folter einführen
Der Verkauf von legalem LSD ist das Geschäft von Carl Philipp Trump. Heilung von Depression, Angstzuständen und Suchterkrankungen ist sein Versprechen. Der Unternehmer verkauft ein legales Derivat der psychoaktiven Droge in seinem Onlineshop. Er nutzt dafür eine Lücke im Gesetz. Mit dem amerikanischen Ex-Präsidenten sei er nur entfernt verwandt, sagt er. Die Geschichte klingt wie ausgedacht. Sie ist aber echt. In den Medien hat er damit für Aufsehen gesorgt. Zahlreiche Artikel und Reportagen berichten über sein Start-up. Was sie nicht thematisieren: Die Einnahmen des Drogen-Start-ups fließen in eine politische Organisation. Der eigentliche Kern von Trumps unternehmerischen Tätigkeiten ist die Etablierung einer Partei mit dem Namen »Gutmenschen«. Ihr erklärtes Ziel: eine Änderung des Grundgesetzes, um Folter und Qual einzuführen.
Carl Philipp Trump beaufsichtigt seine Geschäfte aus einer Privatwohnung in Berlin. Für den Kontakt mit Kunden nutzt er einen angemieteten Laden, von dem aus er seine Ware verkauft. Die Wohnung ist chaotisch. Auf dem großen Schreibtisch in der Mitte des Zimmers liegen ungeöffnete Briefe und Rechnungen. Leere Wasserflaschen füllen die Arbeitsfläche zusammen mit Sushi- und Süßigkeiten-Packungen. Sein Arbeitsplatz ist ein großer Computer, von dem er in Echtzeit alle getätigten Zahlungen seines Unternehmens nachverfolgen kann. 300 000 Euro Umsatz hat er angeblich im vergangenen Monat erwirtschaftet. Seit Geschäftsbeginn im September käme er so auf einen Umsatz von einer Million Euro, sagt Trump. Zum Beweis öffnet er sein Bankkonto. »Das ist nur der Onlineshop allein«, behauptet er stolz.
Trump verkauft mit seiner Firma Hilaritas legale LSD-Derivate des Typen 1cP-LSD. Hilaritas heißt frei übersetzt »die Heiterkeit«. Als er zuletzt angekündigt hatte, dass die Regierung sein LSD-Geschäft verbieten würde, verdoppelten sich seine monatlichen Einnahmen. 15 Angestellte hat er nach eigenen Angaben, die meisten im Versand. Doch eigentlich geht es ihm um etwas anderes. »Mit dem LSD-Shop will ich meine Politik finanzieren«, gibt Trump freimütig zu. Das habe er bereits mit früheren unternehmerischen Aktivitäten versucht. LSD würde als Produkt einfach gut funktionieren. »Die Idee ist, dass man Leuten LSD-Derivate gibt, damit sie politischer werden.« Er würde aber keine Flyer mitschicken. Wer sich für seine Politik interessiere, müsse es nachlesen. Alle anderen hätten einfach eine gute Triperfahrung.
Unter seinem Verein »Gutmenschen« hat Trump in den vergangenen Wochen mehrere Versammlungen angemeldet. Ein Rave auf dem Tempelhofer Feld lockte tanzwütige Jugendliche, auf einer Versammlung vor dem Bundestag stellte er sein Parteiprogramm vor. Die Plakate für seine Veranstaltungen versprechen gute Unterhaltung: Alle Drogen sollen legalisiert, die Drogenmafia abgeschafft werden. Auf einer älteren Version der Plakate warb er damit, kostenloses LSD zu verteilen.
Auf der Webseite seiner gemeinnützen GmbH wird klar, dass es Trump um weitaus mehr geht, als um Party und legale Drogen. Wer sich durch seine Artikel und Aufrufe klickt, findet einen bunten Strauß an Verschwörungserzählungen. Trump, der sagt, er hätte durch die Reinigungskraft in seinem Elternhaus verstanden, dass der Kapitalismus Ungleichheit hervorbringt, zitiert bekannte Verschwörungsideologen. Er verweist auf Daniele Gansers, der behauptet die Nato sei von geheimen Netzwerken gelenkt. Der Schweizer Publizist schreibt unter anderem für Rubikon, ein beliebtes Medium der Verschwörungsszene. Ganser war auch Gast bei KenFM. Mit seinen Zweifeln an der Echtheit der Pandemie hat Ganser sich zu einem der wichtigsten Sprachrohre der deutschsprachigen verschwörungsideologischen Szene entwickelt.
Auf seiner Webseite steht auch: »Der Satanische Kult ist echt und Jeffrey Epstein, das britische Königshaus und die Clintons sind das Epizentrum.« Und weiter: »Sie opfern Kleinkinder, um ewiges Leben zu erlangen.« Die Nähe zu »Pizzagate«, dem Glauben, dass die gesamte politische Elite - mit Ausnahme von Donald Trump - in Kinderpornografie verstrickt ist, und zur rechtsextremen QAnon-Verschwörungsideologie, die besagt, dass satanistische Eliten die Welt beherrschen und Donald Trump der Messias ist, und deren Anhänger nach der verlorenen Wahl seines Namensvetters gewaltsam das Kapitol gestürmt hatten, weist Carl Philipp Trump von sich. »Grob gesagt geht es in meiner Politik um das Aufdecken von Korruption«, erklärt er. Statt über nachgewiesene Korruptionsskandale spricht Trump aber lieber über Opus Dei, die Freimaurer und den Papst.
Haben Verschwörungsgläubige einen Schuldigen gefunden, liefert die Verschwörungserzählung die Lösung gleich mit: Die Schuldigen müssen entfernt werden. Oder wie bei Trump: gefoltert und gequält. Er will das Strafrecht per Abstimmung ändern lassen und drakonische Strafen wie Folter einführen. Damit ist er nicht alleine. Ähnliche Forderungen stellt auch der rechte Youtuber und Ideologe Hagen Grell, dem eine Nähe zur AfD und der Identitären Bewegung nachgesagt wird.
Zum LSD verkauft Trump den Horrortrip gleich mit. Der Shop und sein politisches Engagement seien aber streng voneinander getrennt, behauptet er. Bei genauem Hinsehen wird klar, dass das nicht stimmt. Die Webseite der »Gutmenschen« ist im Onlineshop seines LSD-Geschäftes verlinkt. Auf dem Kunden-Support-Kanal auf Telegram ruft er zu Demonstrationen auf. Die Aufrufe lasen immerhin fast 2000 Menschen. In seinem Berliner Laden liegen Sticker neben der Kasse und sein LSD-Geschäft finanziert die politischen Aktivitäten, dem nach eigener Aussage wegen Verfassungsfeindlichkeit die steuerliche Gemeinnützigkeit entzogen wurde. Auf der Seite von »Gutmenschen« steht allerdings immer noch, dass es sich um eine gemeinnützige GmbH handelt. Die Senatsverwaltung für Finanzen will sich auf nd-Anfrage nicht zu »Gutmenschen« äußern.
Die Regierung versucht, Trump den Riegel vor sein Geschäft zu schieben. Am vergangenen Freitag hat der Bundesrat die Reform des Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetzes beschlossen, der Verkauf des LSD-Derivats 1cP-LSD wird illegal. Für Trump heißt das: Umdenken. »Wir gehen erst mal nach Polen«, sagte er. Dort bleibe der Verkauf legal. Sein Ziel: LSD-Geschäfte in ganz Europa.
Es klingelt an der Tür. »Hey, Marten«, sagt Trump in die Gegensprechanlage, zu der auch ein Kamerasystem gehört. An der Tür steht ein wohnungsloser Mann, dem Trump nach eigener Aussage LSD gibt, um dessen Alkoholsucht zu heilen. »Was willst du?«, fragt Trump den unerwarteten Besuch auf Englisch. »Cash«, klingt es aus der Anlage. Trump bittet ihn, in einer Stunde wiederzukommen. Das LSD würde bei Marten nicht richtig wirken. Er sei immer noch abhängig von Alkohol.
Trump hätte LSD gerne flächendeckend an Obdachlose verteilt. Die Haftung dafür könne er rechtlich aber nicht ausschließen. Dass eine selbst durchgeführte Studie ohne medizinische Begleitung an vulnerablen Personengruppen nicht nur extrem fragwürdig und gefährlich ist, sondern möglicherweise auch strafbar, weiß Trump offenbar selbst. »Mehr kann ich dazu nicht sagen, sonst bekomme ich Ärger.«
Wer ist dieser Mann, der LSD an Tausende Kunden vertreibt? Der mit den Einnahmen ein verschwörungsideologisches Projekt finanziert, der Drogenexperimente an Wohnungslosen durchführt, um herauszufinden, ob er mit LSD psychische Erkrankungen heilen kann? Möglicherweise ist er selbst krank. Trump spricht offen über schizophrene Episoden, an denen er seit seinem eigenen LSD-Konsum leide, über seine Zeit in der Klinik und seine Medikation mit Psychopharmaka, die ihn vor allem rastlos mache und die er deshalb zuletzt abgesetzt habe.
Auf der Straße vor Trumps Wohnung steht Marten. Er ist früher wieder da als erbeten. 50 Euro würde er pro LSD-Einnahme von Trump bekommen, sagt er. Ungefähr siebenmal sei das schon vorgekommen. Marten wird von Trump unterbrochen, der durch den Hinterhof zum Eingang kommt: »Ich hoffe, ihr habt euch gut unterhalten«, sagt er und wendet sich dem Wartenden zu. Trump gibt ihm LSD und auf Nachfrage noch 30 Euro. Verlegen zeigt er auf sein Portemonnaie: Mehr habe er leider nicht.
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