Die falsche Botschaft

Kurt Stenger über den Ruf nach noch mehr Privilegien für Geimpfte

Impfen ist aus Sicht vieler Regierungspolitiker derzeit die erste Bürgerpflicht. Richtung 80 Prozent müsse man kommen, sagt jetzt auch die Kanzlerin, wobei im Nebel bleibt, ob sie dies in Relation zur Gesamtbevölkerung oder zu den Erwachsenen meint. Und solche Zielgrößen sind ohnehin falsch, denn sie unterliegen dem Irrglauben, dass sich gegen Sars-CoV-2 mit Vakzinen Herdenimmunität erreichen lässt, mit der die Pandemie abgehakt wäre. Dies setzt nämlich eine »sterile Immunität« voraus, was bedeutet, dass Geimpfte das Virus nicht weitergeben können, und auch, dass sie nicht erkranken können. Diesen Gefallen tut uns Corona nicht, schon gar nicht die Delta-Variante. Impfen hilft vor allem beim Schutz der Risikogruppen, es ist aber auch nicht mehr als ein wichtiger Baustein in der Pandemiebekämpfung.

Daher ist es fahrlässig, wenn Kassenärztechef Andreas Gassen fordert, dass vollständig Geimpfte von allen Maßnahmen befreit werden sollten, selbst vom Maskentragen. Mal abgesehen davon, dass das dann aber auch für Genesene und Getestete gelten müsste – es würde vor allem die falsche Botschaft aussenden, dass mit dem Doppel-Piks alles erledigt ist. Doch Leichtsinn ist mit Blick auf den Herbst die vermutlich größte Gefahr.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.