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Schere im Kopf
Kurt Stenger über die Ignoranz gegenüber medizinischen Behandlungsfehlern
Die Röntgenaufnahme einer im Brustkorb vergessenen OP-Schere ist das Symbolfoto für medizinische Behandlungsfehler in Deutschland. Diese sind aber nur selten derart offensichtlich. Meist bleiben sie unentdeckt – weshalb diverse Dunkelziffern kursieren – oder werden zum Streitfall, bei dem Patienten aufgrund der Beweislast die schlechteren Karten haben.
Das Problem ist lange bekannt, dennoch verhallt etwa der Ruf nach einem Meldesystem, wie es die WHO fordert, bislang ungehört. Dabei hätte dieses gut in die laufende Krankenhausreform gepasst. Lobbystarke Ärzte finden aber nach wie vor Gehör mit ihrer Warnung vor pauschaler Verunglimpfung eines so wichtigen Berufsstandes. Dabei sind auch Götter in Weiß nur Menschen und machen bisweilen Fehler. Ein offener Umgang damit könnte helfen, Missstände im Arbeitsalltag aufzuzeigen, und zur Fehlervermeidung beitragen. Schließlich geht es um die Sicherheit der Patienten. Vor Behandlungsfehlern schützt eines sicher nicht: die Schere im Kopf.
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