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Klinikbeschäftigte stärker unter Druck

Bei Vivantes verschärft sich der Tarifstreit, am Bergmann-Klinikum in Potsdam herrscht Überlastung

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Gewerkschaft Verdi hat viel zu tun. Die Klinikbeschäftigten in der Region stehen nicht erst seit der Pandemie unter enormer Belastung. Doch die Coronakrise hat diese noch einmal deutlich verstärkt. Das zeigt eine Umfrage, die Verdi unter den 500 Beschäftigten des Potsdamer Klinikums Ernst von Bergmann durchgeführt hat. Am Mittwoch gab sie bekannt, dass 80 Prozent der Mitarbeiter*innen hinsichtlich der Arbeitsbedingungen gravierende Probleme angeben. Die Aussagen der Befragten waren eindeutig: 78 Prozent haben angegeben, dass sie Arbeitsbedingungen haben, unter denen oft beziehungsweise sehr häufig die Versorgung der Patienten leidet. Fast 80 Prozent sagen, dass sie ihre Pause selten oder nie störungsfrei oder überhaupt nehmen können und 89 Prozent gaben an, dass sie sich auf Arbeit gehetzt fühlen und regelmäßig enormen Arbeitsstress erleben.

»Der Belastungscheck hat gezeigt, wo die Probleme liegen und dass hier dringend Handlungsbedarf besteht«, sagt Torsten Schulz, zuständiger Verdi-Verhandlungsführer. Es gehe um eine verbindliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen. »Wir erwarten von der Stadt Potsdam und der Klinikleitung einen Tarifvertrag Entlastung noch vor Ablauf des Jahres 2021«, so Schulz. Am 19. Juli 2021 soll unter den Beschäftigten am Klinikum eine Unterschriftensammlung mit dem Motto »Potsdams letzte Gefährdungsanzeige« durchgeführt werden.

»Über ein Jahr ist seit dem Beschluss der Stadt Potsdam für bessere Arbeitsbedingungen im Klinikum vergangen und nichts passiert. Das macht die Beschäftigten wütend und sauer«, erklärt Janina Michalke, Krankenschwester und gewerkschaftlich Aktive im Klinikum.

In Berlin schlagen die Wellen im Fahrwasser der Aktionen der Berliner Krankenhausbewegung derweil hoch. Im Vorfeld angekündigter Warnstreiks bei den landeseigenen Kliniken Charité und Vivantes haben die Arbeitgeber am Montag einseitig die Tarifverhandlungen für die Tochterunternehmen der Vivantes abgebrochen und eine Schlichtung vorgeschlagen. Am Mittwoch wurde über eine Notdienstvereinbarung verhandelt, um so Nachteile für Patient*innen auszuschließen und einen eingeschränkten Betrieb während des Streiks sicherzustellen.

»Der Vorschlag der Arbeitgeber, ein Schlichtungsverfahren durchzuführen, ist eine Finte. Da kein Angebot auf dem Tisch liegt, gibt es auch keine Grundlage für eine Schlichtung«, sagt dazu der zuständige Verdi-Verhandlungsführer Ivo Garbe. Die Einstiegslöhne vieler Beschäftigter in den Tochterfirmen liegen unter dem Landesmindestlohn Berlin. Verdi will erreichen, dass für alle Beschäftigte der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) gilt.

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