Im Norden droht der Kahlschlag

Wirtschaftsprüfer schlagen personelle Einschnitte bei der Imland-Klinik vor. Die Linke fordert, einen Verkauf unbedingt zu vermeiden

  • Dieter Hanisch, Rendsburg
  • Lesedauer: 4 Min.

Die in kommunaler Hand befindliche Imland-Klinik mit Standorten in Eckernförde und Rendsburg (Schleswig-Holstein) ist finanziell in Schieflage geraten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG schlägt als Konsequenz drastische Sparmaßnahmen bis sogar hin zu einer Schließung des Krankenhauses in Eckernförde vor. Die Frage, welches Rettungspaket geschnürt werden soll, entfacht politischen Streit.

Die beiden Imland-Standorte wurden sehenden Auges in die finanzielle Klemme getrieben. Dies ist nicht nur eine Auswirkung der Sars-CoV-2-Pandemie, sondern auch die Folge eines jahrelangen Investitionsstaus mit zu alter Bausubstanz. Dies rächt sich jetzt sowohl in Rendsburg (582 Betten) als auch in Eckernförde (216). Im wahrsten Sinne des Wortes ist guter Rat nun teuer.

Die Trägerschaft liegt beim Kreis Rendsburg-Eckernförde, für den auch KPMG eine Situationsanalyse lieferte. Die Wirtschaftsprüfer rüttelten die Verantwortlichen mit dem Hinweis auf eine drohende Insolvenz wach und versahen ihre Expertise mit drei Handlungsoptionen, die allesamt schmerzhaft ausfallen. Zehn Monate vor den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein werden die klammen Kliniken somit auch zu einem Wahlkampfthema, zumal der amtierende Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) aus Eckernförde kommt.

Während spätestens seit Beginn der Pandemie die Bedeutung von technisch wie personell gut ausgestatteten Krankenhäusern betont wird, kommt KPMG für Imland zu dem Schluss, dass es ohne personelle Einschnitte keine Zukunft gebe. In Rendsburg und Eckernförde sind insgesamt 2400 Beschäftigte in Arbeit, ein Großteil in Teilzeit. Die Wirtschaftsprüfer schlagen einen Personalabbau zwischen 100 und 400 Vollzeitstellen vor. Bei solch einer Prämisse reagierte selbst Imland-Geschäftsführer Markus Funk mit Schnappatmung. Die von KPMG aufgezeigten betriebswirtschaftlichen Perspektiven seien zwar wichtig, es gelte aber auch, andere Faktoren zu berücksichtigen, sagte er. »Eine Klinik ist mehr als nur ein Unternehmen.«

Auch für Verdi sind Sparmodelle zulasten des Personals kein Lösungsweg. »Für uns geht es um den Erhalt beider Standorte zur benötigten gesundheitlichen Versorgung und der Absicherung der bestehenden Arbeitsplätze«, so Nico Wickleder, Gewerkschaftssekretär aus dem Bereich Gesundheit und Soziales.

Der Kreistag, der die Gesellschafterversammlung darstellt, erwartet parteiübergreifend, dass das Land mit einer Finanzspritze den nötigen Rettungsanker wirft. Die Aufgabe des Standortes Eckernförde gilt eigentlich unisono als »No Go«, zumal eine ortsnahe gesundheitliche Vollversorgung nicht nur der einheimischen Bevölkerung zugute kommt, sondern auch den vielen Touristen in der Region.

Der Finanzbedarf bei Imland ist allerdings immens. Allein das erste Quartal 2021 hat Imland mit einem Minus von 4,2 Millionen Euro abgeschlossen. Selbst 15 Millionen Euro Digitalisierungs- und Coronahilfe vom Eigentümer hinterlassen noch ein Millionenloch, so dass der Kreis für den laufenden Monat bereits weitere zwei Millionen Euro »nachgeschossen« hat. Bis auf das Gelenkzentrum und die Abteilung für Innere Medizin haben laut Aufsichtsrat alle Bereiche in Eckernförde rote Zahlen geschrieben. Deshalb möchte man wohl auch an das breite Leistungsportfolio der Klinik die Axt anlegen.

Die CDU ist mit allen KPMG-Varianten unzufrieden und schlägt für die am Mittwoch anstehende Sitzung des Kreistag-Hauptausschusses eine Prüfung vor. Statt Finanzlöcher irgendwie zu stopfen, wie jetzt diskutiert wird, sollte besser schnellstmöglich der Weg für einen Klinikneubau zwischen Rendsburg und Eckernförde freigemacht werden. Für die SPD steht fest, dass eine stationäre Gesundheitsversorgung wichtiger ist als jede Rentabilitätsrechnung. Unterdessen wird eine wie auch immer geartete Entscheidung womöglich weitere politische Reaktionen zur Folge haben. Der Südschleswigsche Wählerverband weist auf eine dann vielleicht unumgängliche Erhöhung der Kreisumlage hin.

Die Linke warnt davor, der Versuchung zu unterliegen, Imland aus der kommunalen Verantwortung zu entlassen und an einen privaten Träger zu veräußern, nur weil Krankenhauskonzerne auch im Norden auf Einkaufstour seien. Außerdem dürften die beiden Standorte nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Nach Ansicht der Grünen sollten die bundesweiten Bedingungen der Krankenhausvergütung auf Basis der sogenannten Fallpauschalen geändert werden. Sie setzen sich dafür ein, dass alle Abteilungen eine Grundfinanzierung erhalten, um unabhängig von der Anzahl der behandelten Patienten das Personal bezahlen zu können.

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