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Das Unwetter zieht weiter
Merkel besucht Hochwasseropfer / Unwetter auch in Bayern und Sachsen
Mainz. Nach den verheerenden Unwettern im Westen Deutschlands hat sich die Opferzahl in den Katastrophengebieten auf mehr als 150 erhöht. Allein der Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz meldete am Sonntagmorgen 110 Tote und 670 Verletzte. Auch im benachbarten Nordrhein-Westfalen kamen Dutzende Menschen ums Leben.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird gegen Mittag die Hochwassergebiete in der Eifel besuchen. Während im Westen Deutschlands kein weiterer großflächiger Regen erwartet wurde, gingen in Südostbayern, Österreich und in der Sächsischen Schweiz in der Nacht Unwetter nieder. So sorgten die Wassermassen im Berchtesgadener Land für überflutete Straßen und Erdrutsche.
Merkel werde sich in der Eifel-Gemeinde Schuld, die besonders schwer von der Katastrophe getroffen wurde, ein Bild von der Lage machen, teilte die Staatskanzlei in Mainz mit. Danach (14.30 Uhr) ist ein Pressestatement mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Adenau etwa 50 Kilometer westlich von Koblenz geplant. Nachdem sich die Fluten aus vielen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zurückgezogen haben, wird in den Trümmern weiter nach Todesopfern und Verletzten gesucht.
Immense Regenfälle verursachten am Samstag auch in Teilen Sachsens heftige Überschwemmungen. In der Sächsischen Schweiz waren mehrere Ortslagen von Städten und Gemeinden nicht mehr erreichbar. Die Bahnstrecke zwischen Bad Schandau und dem tschechischen Decin wurde gesperrt. Betroffen sind auch Fernzüge zwischen Dresden und Prag. »Die Situation ist angespannt, aber beherrschbar«, erklärte das Lagezentrum des Innenministeriums in Dresden.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) stellte unterdessen Soforthilfen in dreistelliger Millionenhöhe in Aussicht. »Es braucht einen nationalen Kraftakt«, sagte er der »Bild am Sonntag«. Am Mittwoch wolle der Vizekanzler im Kabinett zwei Dinge auf den Tisch legen: »Erstens eine Soforthilfe, bei der letzten Flut waren dafür deutlich mehr als 300 Millionen Euro nötig. Da wird jetzt sicher wieder so viel gebraucht«, erläuterte Scholz. »Zweitens müssen wir die Grundlage für ein Aufbauprogramm schaffen, damit die zerstörten Häuser, Straßen und Brücken zügig repariert werden. Wie wir von der vorherigen Katastrophe wissen, geht es um Milliarden Euro.«
In Nordrhein-Westfalen liegt die Zahl der bestätigten Todesopfer bei 45, darunter vier Feuerwehrleute. Ministerpräsident Armin Laschet, der am Samstag mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Katastrophengebiet in Erftstadt besucht hatte, versprach Direkthilfe für die betroffenen Menschen und sagte zu, dass »sehr unbürokratisch Geld ausgezahlt« werde. Wegen seines Verhaltens während eines Auftritts des Bundespräsidenten musste er aber auch ordentlich Kritik einstecken. Auf Fernsehbildern und Aufnahmen von Fotografen steht Laschet während der Rede in Erftstadt im Hintergrund. In einer Sequenz scherzen der CDU-Politiker und seine Begleiter. Zu sehen ist, wie er sich lachend zu seinen Gesprächspartnern dreht. Laschet bedauere den Eindruck, der durch eine Gesprächssituation entstanden sei. »Dies war unpassend und es tut mir leid«, schrieb er am Samstagabend auf Twitter.
»Wie Armin Laschet im Hintergrund rumalbert, während der Bundespräsident zu den Opfern spricht, ist ohne Anstand und empörend«, sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil der »Bild am Sonntag«. Auf Twitter trendete zwischenzeitlich der Hashtag #Laschetlacht. Der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, kritisierte »Pietätlosigkeit« gegenüber den Opfern.
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Einen Rückschlag gab es in NRW bei Euskirchen an der Steinbachtalsperre, wo das Wasser langsamer als erwartet abfließt. Deshalb sollten Experten am Sonntag die Lage des von einem Bruch bedrohten Staudamms neu bewerten, wie die Bezirksregierung Köln mitteilte. Eigentlich hatten die Behörden gehofft, am Sonntagnachmittag Entwarnung geben zu können. Aus der Talsperre wird Wasser abgelassen, um Druck von dem Damm zu nehmen.
Nach heftigem Regen war die Feuerwehr im Kreis Berchtesgadener Land in Oberbayern seit Samstagabend mit Hunderten Einsatzkräften im Dauereinsatz. Dort wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Zwei Menschen starben in dem Hochwassergebiet. Bei einem Todesfall ist noch unklar, ob er in Zusammenhang mit dem Hochwasser steht.
Die Lage sei dramatisch, sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Traunstein in der Nacht. Das Wasser schieße aus den Bergen. Gleichzeitig stiegen die Pegelstände des Flusses Ache an. Betroffen waren vor allem Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau am Königssee, Marktschellenberg und Ramsau. Dort trat das Wasser stellenweise über die Ufer und überflutete Straßen. Hänge rutschten ab. Einzelne Häuser wurden geräumt.
Bilder zeigten Straßen, die sich in reißende Bäche verwandelten. Menschen wateten knietief im Wasser. Alle paar hundert Meter sei die Feuerwehr im Einsatz, berichtet ein Augenzeuge. Traktoren räumten Schutt beiseite.
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Der Einsatzleiter sprach am Sonntag von dramatischen Szenen. Es habe bis zu 500 Einsätze gegeben. Häuser hätten evakuiert werden müssen, weil sie vom Einsturz bedroht seien. Menschenleben seien in Gefahr gewesen. Die Lage bleibt angespannt, denn die nächste Regenfront ist bereits angekündigt. Am Sonntagmorgen reichte das Unwettergebiet bis nach Passau. Auch im Bayerischen Wald stiegen die Wasserstände.
Heftige Regenfälle erfassten in der Nacht zum Sonntag auch weite Teile Österreichs. Sowohl in Salzburg als auch in Tirol und Wien waren die Feuerwehren im Dauereinsatz, wie die Agentur APA meldete. Im Stadtgebiet von Hallein sei Zivilschutzalarm ausgelöst worden, ebenso in Mittersill im Pinzgau sowie in Kufstein in Tirol.
In der Stadt Salzburg wurde der Hochwasserschutz entlang dem Fluss Salzach aufgebaut. In Kufstein wurden die Menschen aufgefordert, Gebäude nicht zu verlassen und sich in höhere Stockwerke zurückzuziehen. Dort erreichte das Wasser der Zulaufbäche des Inns bereits die Straßen. Wegen möglicher Erdrutsche wurde ein Teil der Felbertauernstraße gesperrt. In Wien sorgten starker Regen und Gewitter für Hochbetrieb bei den Feuerwehren. dpa/nd
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