- Kommentare
- Deutsche Bahn
Scheuers Feigenblatt
Stefan Otto über Reformversprechen für die Bahn
Wenn Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) über die Bahn sagt, Gewinnmaximierung dürfe nicht an erster Stelle stehen, sondern oberste Priorität müssten Klimaziele sein, dann ist das natürlich zu begrüßen. Es braucht Reformen bei der Bahn und den regionalen Verkehrsverbünden, um ein verlässliches öffentliches Verkehrssystem in der Fläche aufzubauen. Dafür werden Investitionen nötig sein. Mehr als bisher angedacht.
Aber das ist gut angelegtes Geld. Denn die gesellschaftlichen Folgekosten aufgrund von Luftverschmutzung, Klimaschäden oder Unfällen sind bei Bus und Bahn um ein Drittel bis ein Viertel niedriger als beim Autoverkehr oder dem Luftverkehr, wie das Institut Infras aufgezeigt hat.
Diese Rechnung hat Scheuer nicht auf dem Schirm. Denn er betrachtet die Bahn isoliert und nicht in Konkurrenz mit anderen Verkehrsmitteln. Ziel der Bahn muss es aber sein, Verkehr von der Straße aufzunehmen. Die Bahn ist dann erfolgreich, wenn sie Menschen dazu bewegt, Zug zu fahren, anstatt zu fliegen oder ins Auto zu steigen.
Das sieht Scheuer offenbar nicht so. Das Auto ist für ihn als Freiheitssymbol unantastbar. Alleine sein Unwille, Tempo 130 auf Autobahnen einzuführen, zeigt das. Ein Umdenken hat bei ihm als Verkehrsminister noch nicht eingesetzt – und das ist unsäglich.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.