Keine billige Lösungen

Stefan Otto über Geldpauschalen für ehemalige Heimkinder

Die angewiesenen Zahlungen an Heimkinder sind eine Anerkennung für erlittenes Leid, das oft schon Jahrzehnte zurückliegt. Dass es so lange gedauert hat, bis viele Betroffene aus der Behindertenhilfe und Psychiatrie überhaupt eine Summe erhalten haben, ist beschämend; aber immerhin bewegt sich etwas in dem seit Jahren schwelenden Konflikt.

Für die Betroffenen, die oft traumatisiert sind, ist es nicht immer leicht, das erlittene Unrecht nachzuweisen. Insofern ist es wichtig, die Voraussetzungen für die Zahlungen niedrig zu halten, zugleich soll sich aber niemand das Geld zu Unrecht erschleichen. Das ist eine Gratwanderung, bei der letztlich gerade einmal 19 000 Betroffene die Pauschale erhalten haben.

Zweifellos handelt es sich dabei um eine symbolische Zahlung, die nicht als Reinwaschen interpretiert werden sollte. Ein Schlussstrich darf nicht gezogen werden. Leid, dass die Entwicklung eines Menschen nachhaltig beeinträchtigt hat, mit ein paar Tausend Euro zu begleichen, wäre schäbig. Eigentlich sind die Taten, die Leben kaputtgemacht haben, ohnehin schlecht in Geld aufzuwiegen - dennoch gilt es als Transfermittel. Aber die Summen, die von Betroffenen als Entschädigung gefordert werden, sind zu Recht um ein Vielfaches höher als die bewilligten 9000 Euro.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -