Harter Knochen

Der Diplomat Qin Gang wird Chinas neuer Botschafter in Washington

  • Fabian Kretschmer, Peking
  • Lesedauer: 2 Min.

Qin Gangs erste Worte in den USA klangen versöhnlich. Beide Länder sollten sich »mit gegenseitigem Respekt« begegnen und eine »friedliche Koexistenz« anstreben, erklärte Chinas neuer Botschafter in Washington nach seiner Ankunft an diesem Mittwoch.

Doch schon bald wird es mit der wohlwollenden Rhetorik vorbei sein. Schließlich leitet der 55-Jährige mit dem akkuraten Seitenscheitel Pekings wichtigste Auslandsvertretung. Gegenüber den USA soll Qin Gang Chinas neues Selbstbewusstsein verkörpern.

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Dass Qin diese Rolle zuteil wird, ist eine ziemliche Überraschung. Qin verfügt weder über US-Expertise noch über ein Netzwerk in Washington. Er ist vor allem als klassischer Karrierediplomat zu beschreiben. Im Jahr 1966 in der Ostküstenstadt Tianjin geboren, absolvierte er in Peking die Universität für Internationale Beziehungen. Bereits 1988 heuerte Qin beim Außenministerium an, dessen Karriereleiter er rasch erklomm. Sein großer Vorteil ist der kurze Draht zu Staatschef Xi Jinping, den er während mehrerer Staatsbesuche begleitete.

Die Ernennung von Qin Gang zum Botschafter in den USA gilt als Kompromiss: Denn er ist kein klassischer »Wolfskrieger«, wie die ultranationalistischen Diplomaten aus China genannt werden, welche auch vor verbalen Tiefschlägen und Desinformationskampagnen nicht zurückschrecken.

Ein unbeschriebenes Blatt ist Qin indes nicht: Als früherer Sprecher des Außenministeriums ist er unter Peking-Korrespondenten als »harter Knochen«bekannt. Seine Antworten bei den täglichen Briefings waren stets direkt und hart in der Sache.

Als die USA 2006 ihren alljährlichen Menschenrechtsbericht publizierten, überreichte Qin Gang seinem jetzigen Gastland als symbolisches Geschenk einen konfuzianischen Text in englischer Übersetzung: Man solle zuerst sein eigenes Herz aufrecht halten und seine Seele verfeinern, ehe man ein Land gut regieren könne.

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