Bananarama: »Cruel Summer«

  • Frank Jöricke
  • Lesedauer: 2 Min.

Hi-Fi? Höchste Klangtreue? Wiedergegeben per 10 000-Dollar-Lautsprecher? Damit wusste Berry Gordy, der Chef des Plattenlabels Motown, nichts anzufangen. Seine Vorgabe an die Produzenten im Studio: Jeder Song musste sich im Transistorradio – damals das meistgenutzte Wiedergabegerät für Musik – großartig anhören. Dabei kam es nicht auf die Feinheiten an, nicht auf filigrane Details, sondern auf den Gesamteindruck. Das Lied musste – im wörtlichen Sinn – knallen. Deshalb zählten keine sonoren Bässe und keine kristallklaren Höhen, sondern nur die Mitten. Und die hatten gefälligst zu scheppern zu lärmen, zu plärren.

Sogar dann noch, als die Technik längst viel weiter war. Der Funktitel »Brick House« der Commodores dokumentiert dies eindrucksvoll. Er stammt aus dem Jahr 1977. Doch er klingt, als wäre er in den frühen 60ern aufgenommen worden. Genau diesem krawalligen Rumms-Sound, der auf Anhieb gute Laune macht, verdankte auch die englische Frauenband Bananarama in den 80er Jahren ihren Erfolg. Bei ihren Songs geht es nicht um versteckte Finessen, die sich beim sechzehnten oder siebzehnten Hören erschließen, sondern um den ersten Eindruck. Und der ist fulminant. Neulich, an einem der warmen Sommerabende, kam ich an einem Haus vorbei, aus dessen Dachgeschoss ein Radio kreischte. Es lief »Cruel Summer«. Und mit einem Mal bekam ich Lust, auf der Straße zu tanzen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -