Polizei riegelt James-Simon-Park in Berlin ab

Abends und nachts ist die Grünanlage gegenüber der Museumsinsel nun dicht, Gastronomen sehen sich in ihrer Existenz bedroht

  • Lesedauer: 3 Min.

Am ersten Abend der Sperrung des James-Simon-Parks gegenüber der Museumsinsel in Berlin-Mitte hat es keine größeren Zwischenfälle gegeben. Bei Regenwetter war der gesperrte Bereich am Freitag um 20 Uhr leer, wie ein Polizeisprecher am Samstag mitteilte. Lediglich die Außenbereiche der Gastronomie waren demnach noch besucht.

Einsatzkräfte der Polizei kontrollierten im Park und an den Zugängen, um die Sperrung der Grünanlagen durchzusetzen. Absperrgitter standen an den Eingängen. Das Bezirksamt Mitte hatte den abendlichen und nächtlichen Besuch untersagt, nachdem am Wochenende zuvor zahlreiche Menschen in den Park geströmt waren und später Flaschen und Steine auf Polizeibeamte flogen, wobei 19 Einsatzkräften verletzt wurden.

Am Freitagabend war die Polizei letztlich aber nicht nur im James-Simon-Park und im angrenzenden Monbijoupark präsent. Auch im Mauerpark, im Weinbergspark und im Volkspark Friedrichshain liefen insgesamt rund 240 Polizisten Streife. Die Beamten überprüften 36 Menschen und sprachen 23 Platzverweise aus.

Vereinzelt habe es Flaschenwürfe gegeben, allerdings ungezielt und ohne Treffer. Festgenommen worden sei niemand, so der Polizeisprecher. Ein dpa-Reporter berichtete vom Mauerpark, dass die Polizei einzelne Gruppen aufforderte, zu gehen, sich dabei aber anscheinend auf größere Gruppen mit Musik oder Alkohol konzentrierte. Mehrfach setzte heftiger Regen ein, wodurch sich der Park am Abend zunächst nicht stark füllte.

Im James-Simon-Park dürfen die Restaurants und Bars in den S-Bahn-Bögen am Rand des Parks indes weiter öffnen. Am Freitagabend begleiteten Einsatzkräfte der Polizei Gäste vom Parkeingang bis zum Lokal. Gegen 20 Uhr waren die Lokale noch ganz gut besucht, die Menschen aßen Pizza, tranken Bier und rauchten. Allerdings blieben im Laufe des Abendsimmer mehr Tische leer.

»Uns fehlen die Gäste«, sagte Julia Simon, stellvertretende Geschäftsführerin der »Olla Grill und Orient Lounge«, nach Sperrung des Parks. Normalerweise sei es voll, doch jetzt sei nur etwa die Hälfte der Tische besetzt. Das sei zu 100 Prozent untypisch für einen Freitagabend, auch wenn es momentan regne.

Simon nannte die Parksperrung den falschen Weg. Das Problem verschiebe sich, schließlich könnten die Jugendlichen einfach in einen anderen Park gehen. Sie wünsche sich, dass jemand, etwa vom Bezirksamt, Kontakt aufnehme und man eine Lösung suchen könne, die »uns ein bisschen mehr mit einschließt«.

Es gebe Leute, die fühlten sich unwohl, sagte der Geschäftsleiter von »CôWei«, einem vietnamesisch-japanischen Restaurant, zu der Polizeibegleitung von Gästen zum Lokal. Durch den Polizeieinsatz verliere man massiv Umsätze, erklärte der Restaurantchef weiter. Existenzen seien gefährdet, vor allem nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Er unterstütze die Maßnahmen zwar prinzipiell, sagte er. Aber man könne nicht »uns so einfach vergessen«. Man finde schlimm, dass der Park abends und nachts belagert und Party gemacht werde. Aber viele junge Leute besuchten sein Restaurant gar nicht, sondern kauften sich ihr Bier zum Beispiel beim Spätkauf. »Wir sind kein Partylokal«, so der Geschäftsleiter.

Der James-Simon-Park steht seit Längerem im Fokus der Aufmerksamkeit. Nach den letzten Ausschreitungen am Wochenende hatte Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) am Mittwoch erstmals die Schließung der Grünanlage ab 20 Uhr angekündigt. Dabei hatte er mitgeteilt, die in den S-Bahnbögen am Park ansässigen Gaststätten seien dringend gebeten worden, keinen Alkohol zum Mitnehmen zu verkaufen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte die abendliche Schließung des Parks grundsätzlich begrüßt. GdP-Sprecher Benjamin Jendro wies aber darauf hin, es könne nicht Aufgabe der Polizei sein, diese Regeln dort dauerhaft zu kontrollieren. Schließlich gebe es auch viele andere Parks und Grünflächen, in denen Partys stattfinden und die Situation eskalieren könnte. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!