Elon Musk will den Mars besiedeln

Eine Umgestaltung des Planeten zur lebensfreundlichen Umwelt ist wohl Illusion. Menschen müssten sich strahlensicher einbunkern

  • Dieter B. Herrmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Spektakulärer als der innere Aufbau des Mars ist für viele die Vision von Elon Musk, Menschen dauerhaft auf dem Planeten Mars anzusiedeln. Er ist nicht der Einzige und schon gar nicht der Erste, der mit solchen Gedanken spielt, bei denen mancher nur den Kopf schüttelt.

Die Idee, dass die Menschen eines Tages ihren Heimatplaneten verlassen und in den Kosmos ausweichen, geht schon auf den genialen russischen »Vater der Raumfahrt« Konstantin Ziolkowski zurück, der fest davon überzeugt war, dass man nicht ewig »in der Wiege« leben könne. Seitdem ist diese Vision niemals in Vergessenheit geraten, besonders nachdem die Raumfahrt Wirklichkeit geworden war. Carl Sagan, Wernher von Braun, Hermann Oberth und andere haben sich schon früh der Bewegung angeschlossen. Besonders der US-Amerikaner Gerard O’Neill entwickelte in den 1970er Jahren konkrete Projekte, nach denen Millionen von Menschen in künstlich angelegten Habitaten im Weltraum leben sollten.

Heute erscheinen diese Ideen in einem neuen Licht, denn die ökologischen Probleme auf unserem Heimatplaneten, von deren Lösung die internationale Gemeinschaft weit entfernt ist, könnte uns sogar zwingen, solche Vorhaben im Interesse unseres Überlebens in Angriff zu nehmen. Zudem hat die Entwicklung der Raumfahrt in jüngster Zeit enorme Fortschritte erzielt, die einen solchen größten denkbaren Umzug aller Zeiten realistischer erscheinen lassen als je zuvor.

Private Investoren wie Elon Musk, Jeff Bezos und andere haben einen erheblichen Anteil an dieser Entwicklung. Zahlreiche Vorarbeiten, von denen die Öffentlichkeit selten hört, sind bereits geleistet worden, u.a. von sowjetischen »Biosphären«-Forschern oder der US-amerikanischen Mars Society. Allerdings türmen sich auch noch massenhaft ungelöste Probleme auf.

So zeigen Studien, dass die Idee eines Terraforming des Mars - einer globalen Umgestaltung in einen lebensfreundlichen Planeten - sehr wahrscheinlich illusionär ist. Deshalb bliebe einstweilen nur der Bau einer strahlengeschützten urbanen Siedlung, Mars City, wenn man nicht doch lieber auf künstliche Habitate ausweichen möchte, in denen es auch eine Schwerkraft gäbe. Neben den technischen werden auch die ökonomischen, sozialen und ethischen Probleme der Vision bereits in zahlreichen Studien untersucht.

Gewiss, das alles sind Fernziele, die sich nicht in wenigen Jahrzenten realisieren lassen, aber Weitsicht könnte vonnöten sein, um das Überleben der Menschheit zu sichern, meint nicht nur Musk. Gerade erst ist online der fünftägige 3. Weltkongress der europäischen »Space Renaissance International« (SRI) zu Ende gegangen, an dem auch der frühere Esa-Chef Jan Wörner teilnahm. Die SRI fordert dazu auf, die Voraussetzungen für eine künftige Besiedlung des Weltalls beschleunigt voranzutreiben. Dazu sollte die Staatengemeinschaft 20 Prozent ihrer Militärbudgets für die Förderung dieses friedlichen internationalen Fernziels bereitstellen. Noch eine schöne Vision. DBH

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.