Streik als einzig wirksames Mittel

Claudia Krieg hofft, dass überlastete Beschäftigte den Protest durchhalten

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn Arbeitgeber gerichtlich gegen ihre Beschäftigten vorgehen, nur weil diese fordern, dass man sich mit ihnen an einen Tisch setzt, dann ist das schon ein starkes Stück. Hat die Geschäftsführung von Vivantes tatsächlich geglaubt, dass sie mit ihrer monatelangen Verweigerungshaltung einen Streik verhindern kann? Sie weiß doch, wie sehr die Klinikmitarbeiter*innen unter der Belastung ächzen. Angesichts der extremen Corona-Belastungen durften sie zurecht hoffen, dass ihre Situation mehr Beachtung erfährt.

Jetzt hat die Konzernleitung genau das erreicht, was niemand wollte, auch kein einziger und keine einzige der Beschäftigten: einen Streik, bei dem tatsächlich Stationen geschlossen sind, Rettungsstellen dicht machen, Operationen verschoben werden. Und bei dem dennoch keine Patient*innen unversorgt bleiben, dafür haben die Beschäftigten selbst gesorgt, weil man sich auf keine Notdienstvereinbarung einigen wollte, um das Streikrecht auszuhebeln. Das muss man angesichts der Stimmungsmache, die gegen die Streikenden gefahren wird, auch noch einmal betonen. Genauso wie die Tatsache, dass es den Streikenden und ihren Unterstützer*innen nicht darum geht, Klinikunternehmen in den finanziellen Ruin zu treiben, sondern darum, die Arbeitsbedingungen für sich und auch nachfolgende Generationen von Pflegekräften zu verbessern. Sonst wird es nämlich nichts werden mit der Beendigung des Fachkräftemangels und des Personalnotstands.

»Ich habe Angst davor, als Krankenschwester zu arbeiten«, sagte mir eine Auszubildende vom Klinikum am Urban am Montagmorgen. Was ist das für eine Aussicht auf ein Berufsleben, dass noch nicht einmal angefangen hat?Ein starker Streik, mit all der Empörung und Wut, der jetzt die Beschäftigten auf die Straße treibt, ist das letzte Mittel, und man merkt an den Reaktionen, dass es wirksam ist. Wer streikt, will nicht die Arbeit beenden, er will sie fortführen! Aber zu Bedingungen, die nicht krank machen.

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