Ohne sie läuft nix, doch wie prüft die Schufa?

Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Ob Handyvertrag oder Kredit, ob Mietvertrag oder Wechsel des Stromanbieters - ohne Schufa läuft für Verbraucher (fast) nichts. Auf die Daten der Auskunftei in Wiesbaden verlassen sich viele Unternehmen. Die »Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung«, kurz Schufa, nutzt dazu Informationen von Firmen, und sie nutzt öffentliche Quellen, etwa das Schuldnerverzeichnis, und sie speichert die gemeldeten Wohnadressen.

Die Schufa Holding AG ist eine Gemeinschaftseinrichtung der kreditgebenden deutschen Wirtschaft. Gegründet wurde sie 1927 als Privatunternehmen. Seit dem Jahr 2000 ist sie eine Aktiengesellschaft. Vertragspartner der Schufa sind vor allem Banken und Bausparkassen, Versicherungen, Versandhandelsunternehmen, Leasinggesellschaften, Kaufhäuser und Telekommunikationsunternehmen.

Im Prinzip sammelt die Auskunftei »nur« Daten zur Zahlungsfähigkeit von Verbrauchern, die ihr von ihren Vertragspartnern übermittelt werden. Sie selber erhebt keine Daten und führt keine Recherchen durch. Die Schufa, jedenfalls ist das ihr Selbstbild, speichert und übermittelt nur objektive Daten und enthält sich jeglicher Wertung.

Mit wem machen Sie Geschäfte?

Gesammelt werden folgende Daten:

  • Angaben zur Person (Name, Anschrift, Geburtsdatum).
  • Daten über Bankkonten, Mobilfunkkonten, Kreditkarten, Leasingverträge, Ratenzahlungsgeschäfte sowie Kredite und Bürgschaften.

Erfasst werden auch damit zusammenhängenden Daten, also Laufzeiten, Zahlungsstörungen und Kündigungen wegen Zahlungsverzug, aber auch Daten aus laufenden gerichtlichen Mahnverfahren und insbesondere Zwangsvollstreckungsmaßnahmen bis zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung sowie der Eröffnung eines Verbraucher-Insolvenzverfahrens.

»Wissen, mit wem Sie Geschäfte machen«, lautet das Motto der Schufa. So bietet sie ihren Abnehmern beispielsweise Informationen zur Bonität (»Kreditwürdigkeit«) von privaten Personen und auch Unternehmen. Käufe unter falschem Namen im Internet oder unwahre Angaben zum Alter bei jungendschutzrelevanten Angeboten werden in Sekundenschnelle gemeldet. Von unbekannt verzogenen Kunden übermittelt die Schufa die aktuelle Adresse. Kreditinstituten ermöglicht die Auskunftei den Austausch untereinander von Informationen zu Betrugsverdachtsfällen.

Nicht erhoben werden Daten zu Familienstand, Anzahl der Kinder, Einkommen, Guthaben, Depotwerte und sonstige Vermögensverhältnisse.

In Stein gemeißelt sind diese Begrenzungen allerdings nicht. Zum letzten Jahreswechsel sorgte das Schufa-Pilotprojekt »Check Now« für mediale Aufregung. »Die Schufa will künftig Zugriff auf unsere Kontobuchungen haben - und damit Einblicke in unser Kaufverhalten, unseren Medienkonsum oder unsere Hobbys«, kritisierte Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv). Das führe in letzter Konsequenz zum vollkommen durchleuchteten Verbraucher und erlaube Rückschlüsse auf Herkunft, politische Meinungen und religiöse Überzeugungen, so Müller.

Allerdings müssen Kunden einer Analyse ihres Kontos zustimmen, betont die Schufa. Damit können Unternehmen - wie beispielsweise Telekommunikationsanbieter - Verbrauchern, denen sie nach herkömmlicher Risikoprüfung keinen Vertragsabschluss ermöglichen würden, eine Möglichkeit offerieren, um eventuell doch noch einen neuen Mobilfunkvertrag abschließen zu können.

Was steht über mich bei der Schufa?

Aus ihrem Wissen bildet die Schufa dann ein Urteil über die Kreditwürdigkeit und das Zahlungsverhalten jeder einzelnen gespeicherten Person. Wie sie diesen »Score« genau ermittelt, ist geheim. Das erschwere Betrugsversuche, rechtfertigt sich die Schufa. Der Bundesgerichtshof hat im Jahr 2014 das Scoring von Auskunfteien als schützenswertes Geschäftsgeheimnis bewertet.

»Score«, das Wort stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie Punktzahl. Banken, Online-Händler oder Touristikunternehmen nutzen die sogenannten Score-Werte, um ihre Kunden im Zahlungsverkehr besser einschätzen zu können. Diese Punktzahl entscheidet mit, ob beispielsweise eine Wohnung vermietet oder ein Kredit abgelehnt wird.

Da sich die Kreditwürdigkeit von natürlichen Personen aus einer Vielzahl von Daten - siehe eingangs - zusammensetzt, können durchaus Fehler in den Datensätzen auftauchen. Einmal jährlich können Sie kostenlos abfragen, welche Bonitätsdaten über Sie gespeichert sind. Das sieht die Datenschutz-Grundverordnung (Art. 15 DSGVO) vor. Aber Obacht: Die Schufa bietet eine Reihe von kostenpflichtigen Auskünften an, etwa ein Zertifikat zur Vorlage beim Vermieter.

Ihre Anfrage könne Sie stellen:

online (schufa.de), per Telefon (0611) 92 780) oder schriftlich

SCHUFA Holding AG
Privatkunden Service Center
Postfach 10 34 41
50474 Köln

Neben der Schufa gibt es noch weitere Auskunfteien auf dem deutschen Markt, teilweise sind es Tochtergesellschaften internationaler Konzerne. Auch bei diesen Unternehmen können Sie ihren Score-Wert kostenlos abfragen und dessen Herleitung anfordern:

CRIF Bürgel, Hamburg

www.crifbuergel.de

Creditreform Boniversum, Neuss

www.boniversum.de

Deutsche Mieterdatenbank, Bremen www.demda.de

IHD Gesellschaft für Kredit- und Forderungsmanagement, Frechen www.ihd.de

Infoscore Consumer Data, Baden-Baden www.experian.de

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