BND kooperierte mit Islamisten

Antwort zum Engagement in den 1980er Jahren in Afghanistan

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Stimmt es, dass der Bundesnachrichtendienst (BND) in den 1980er Jahren mit einer geheimen Operation den Guerillakampf afghanischer Mudschaheddin gegen die Sowjetunion unterstützte? Das wollte der Linksfraktionsabgeordnete André Hahn wissen. Hahn, der auch dem Parlamentarischen Kontrollgremium angehört, das die deutschen Nachrichtendienste im Blick behalten soll, hatte so etwas in der »Tagesschau« gehört.
Geantwortet hat ihm Staatssekretär Johannes Geismann (CDU). An seinem Türschild im Bundeskanzleramt steht: Beauftragter für die Nachrichtendienste. Offenbar versteht er seinen Job nur als Geheimnisverwahrer. »Sonnenregen«, so behauptete er in der knappen Antwort an Hahn, habe der Unterstützung afghanischer Flüchtlinge gegolten und sei 1985 von Abgeordneten des Bundestages nach einer BND-geführten Pakistan-Reise »beschlossen« worden.

Das war mitten in der Hochzeit des Kalten Krieges zwischen den Systemen. In Afghanistan tobte einer der vielen heißen Stellvertreterkriege. Zwischen 1979 und 1989 versuchte die Sowjetunion, in Afghanistan ein höriges Regime zu etablieren und zu stützen. Dagegen setzten sich heimische Widerstandsgruppen – einschließlich der fundamentalistischen Taliban – zur Wehr. Nicht, weil man deren Kampf als berechtigt ansah, sondern weil der Feind meines Feindes nur allzu oft zu meinem »Freund« wird, unterstützte der Westen den Kampf der Mudschaheddin mit Geld, Waffen und Ausbildern.
Als Dank dafür lieferten die Aufständischen in Afghanistan sowjetisches Militärmaterial zur Auswertung an Nato-Staaten. Dafür schleuste das damalige BND-Referat 16 A, zuständig für den Nahen und Mittlerer Osten, besonders geschulte Agenten nach Pakistan. Sie gaben sich als Mitarbeiter humanitärer Einrichtungen aus und entschieden, welche Beutestücke näher untersucht und getestet werden sollten. Die Stärke von Panzerungen war interessant, Teile von Mi-24-Kampfhubschraubern ohnehin. Dazu packte man allerlei Waffen, Fahrzeuge, Landminen, Nachtsicht- und Navigationsgeräte, Sprengköpfe und Leitsysteme für Raketen sowie jede Menge Munition. Auch solche mit weltweit in Kritik stehendem Urankern. Der Abtransport des Materials erfolgte von Peschawar auf deutsche Militärflugplätze im Wochenrhythmus.

Obwohl die Operation »Sommerregen« – zumindest unter Fachleuten – seit Jahren bekannt ist, scheut die Bundesregierung offenbar weiter die Wahrheit. Womöglich, so mutmaßt André Hahn gegenüber »nd«, weil »da noch ganz andere Sachen gelaufen sind«? Auf jeden Fall will er sich mit der von der Regierung übermittelten Scheinantwort nicht zufriedengeben. Und daher werden schon bald weitere Fragen zum »Sonnenregen« auf dem Tisch von Staatssekretär Geismann landen. Unter anderem will Hahn wissen, welche Bundestagsabgeordneten von der Aktion wussten. Hahn meint, noch sei das Kanzleramt also nicht »unterm Regen durch«.

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