- Kommentare
- Immobilienlobby
Neubau allein löst nichts
Meine Sicht über die Quelle des Mietenwahnsinns – und Mittel dagegen
Gebetsmühlenartig verkünden Immobilienlobby, Opposition und SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey, dass man einfach mehr bauen müsse, um die Mieten in Berlin in den Griff zu bekommen. Giffey fabuliert dann auch noch, dass Berlin in zehn Jahren München überholen könnte. Vielleicht bei den Mieten, wenn ihr Kurs Leitlinie der Berliner Wohnungspolitik wird.
Als Beleg für den aus Wirtschaftssicht falschen wohnungspolitischen Kurs von Rot-Rot-Grün in Berlin wird der Einbruch der Wohnungsbau-Genehmigungszahlen um 28 Prozent im ersten Halbjahr 2021 angesehen. Man solle doch wie in Hamburg einen Runden Tisch mit allen einberufen, heißt es. An der Elbe sind die Genehmigungen im gleichen Zeitraum allerdings um satte 41 Prozent eingebrochen. Aber wen interessieren schon solche lästigen Details, wenn man die Renditeinteressen der Branche im Blick hat?
Zumal Franziska Giffey offenbar sowieso 57 Prozent der Berliner Haushalte für problematisch hält. Denn so hoch ist der Anteil jener, die Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein haben. Doch mehr als 30 Prozent geförderten Wohnraum lehnt sie wegen der »Ballung an Problemen« ab.
Dass die drastischen Mietsteigerungen, vor allem bei Neuvermietung im Bestand übrigens, nicht so irre viel mit dem Wohnungsangebot zu tun haben, belegt das Beispiel Eberswalde vor den Toren Berlins. Obwohl die Einwohnerzahl 2019 im Vergleich zu 2010 praktisch unverändert blieb, sind die Angebotsmieten allein in den vergangenen fünf Jahren um 20 Prozent gestiegen.
Preistreiber Nummer eins ist die globale Liquidität an Finanzmitteln, Experten sprechen von einer Vermögenspreisinflation. Solange der Bund nicht gesetzlich die rasant gestiegenen Bodenpreise begrenzen will, scheint ein Ja zur Enteignung am 26. September das größte Druckmittel, das die Berliner Bevölkerung hat, um den Mietenwahnsinn zumindest zu bremsen.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!