- Politik
- Raketentests
Nordkorea testet »Marschflugkörper von langer Reichweite«
Neue Waffentests erfolgen wenige Wochen nach einer gemeinsamen Militärübung der Streitkräfte der USA und Südkoreas
Seoul. Nordkorea hat nach eigenen Angaben einen neuen »Marschflugkörper von langer Reichweite« getestet. Raketen des neuentwickelten Typs seien am Samstag und Sonntag abgefeuert worden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA. Die Tests seien »erfolgreich« verlaufen. Es handelte sich um die ersten nordkoreanischen Raketentests seit März. Das Land unterliegt wegen seines Atom- und Raketenprogramms rigorosen internationalen Sanktionen. Die USA und Tokio zeigten sich angesichts der neuen Tests besorgt.
Die Raketen hätten bei den Tests nordkoreanisches Land- und Meeresgebiet überflogen und Ziele in 1500 Kilometer Entfernung getroffen, meldete KCNA. Bei den Tests waren demnach hochrangige Regierungsvertreter zugegen. Die Agentur nannte den neuen Raketentyp eine »strategische Waffe von großer Bedeutung«. Nordkorea erhalte dadurch »ein weiteres effektives Mittel zur Abschreckung« von »feindseligen Kräften«.
Die staatliche nordkoreanische Zeitung »Rodong Sinmun« veröffentlichte Bilder einer Rakete, die in einem Feuerball aus einem von fünf Rohren aufsteigt. Die Rohre waren demnach auf einem Trägerfahrzeug installiert. Ein weiteres Bild zeigte eine Rakete in horizontaler Flugbewegung.
Wie schon einige Monate zuvor, erfolgten auch die jüngsten nordkoreanischen Waffentests nach einer gemeinsamen Militärübung der Streitkräfte der USA und Südkoreas. Die gemeinsame Kommandoübung, die von Pjöngjang kritisiert wurde, endete nach neun Tagen am 26. August. Im März hatte Nordkorea ebenfalls Marschflugkörper nach einer ähnlichen Kommandoübung in Südkorea unternommen.
Südkorea bestätigte die Tests des Nachbarlands, das wegen seines Atomwaffenprogramms weitgehend isoliert ist, zunächst nicht. Der südkoreanische Generalstab teilte mit, derzeit würden die Angaben in Zusammenarbeit mit den USA untersucht.
Japans Regierungssprecher Katsunobu Kato sagte vor Journalisten, dass eine Rakete mit einer Reichweite von 1500 Kilometern »eine Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit Japans und der umliegenden Region« darstelle. Das US-Kommando für den indopazifischen Raum erklärte, dass die Berichte verdeutlichten, dass Nordkorea sein Militärprogramm weiter ausbaue und seine Nachbarn und die internationale Gemeinschaft damit bedrohe.
Die Raketentests fanden wenige Tage nach einer Parade in der Hauptstadt Pjöngjang zum Nationalfeiertag statt, die weitaus weniger martialisch gestaltet worden war als in den Vorjahren. Diesmal wurden bei der Parade nicht Raketen gezeigt, sondern vor allem Traktoren und Feuerwehrfahrzeuge. Die größten zur Schau gestellten Waffen war von Traktoren gezogene Artillerie.
Die Sanktionen machen der Wirtschaft des Landes schwer zu schaffen. Allerdings beziehen sich die internationalen Strafmaßnahmen neben dem Atomprogramm nur auf ballistische Raketen. Die Entwicklung von Marschflugkörpern (Cruise Missiles) durch Nordkorea ist hingegen nicht mit Sanktionen belegt. Ballistische Raketen werden in große Höhe abgefeuert und stürzen dann durch die Erdanziehungskraft zu Boden. Marschflugkörper fliegen dagegen in geringer Höhe und sind ferngesteuert.
Atomtests hat Nordkorea seit dem Jahr 2017 nicht mehr ausgeführt. Auch gab es seither keine Tests von ballistischen Interkontinentalraketen mehr.
Die Verhandlungen der USA mit Nordkorea über sein Atomprogramm kommen schon seit gut zweieinhalb Jahren nicht mehr voran. Im Februar 2019 war ein Gipfeltreffen des früheren US-Präsidenten Donald Trump mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Vietnam gescheitert. Bei einem Parteikongress Anfang dieses Jahres hatte Kim angekündigt, sein Land werde die nukleare Abschreckung mit neuen Waffen einschließlich neuer Interkontinentalraketen stärken.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.