- Politik
- Nobelpreis
Verteidiger der Meinungsfreiheit
Maria Ressa und Dmitri Muratow erhalten Friedensnobelpreis
Die Journalisten Maria Ressa von den Philippinen und der russische Journalist Dmitri Muratow erhalten in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Das Nobelpreiskomitee in Oslo begründete seine Entscheidung am Freitag mit ihrem Einsatz für die Meinungsfreiheit in einer Zeit, in der die Demokratie zunehmend bedroht ist.
Ressa, die US-Bürgerin ist, ist Mitbegründerin von »Rappler«, einer digitalen Nachrichtenplattform für investigativen Journalismus, und arbeitete als CNN-Korrespondentin. Mit »Rappler« deckt sie seit Jahren auf, wie der philippinische Staatschef Rodrigo Duterte seine Macht missbraucht und dafür geschickt die sogenannten sozialen Medien nutzt. Muratow war 1993 Mitbegründer der führenden unabhängigen russischen Zeitung »Nowaja Gaseta« und von von 1995 bis 2017 deren Chefredakteur.
Ressa und Muratow würden »für ihre Bemühungen um den Schutz der Redefreiheit« geehrt, »die eine Voraussetzung für Demokratie und dauerhaften Frieden ist«, erklärte die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen. Die beiden »stehen stellvertretend für alle Journalisten, die sich für dieses Ideal in einer Welt einsetzen, in der Demokratie und Pressefreiheit immer mehr unter Druck geraten«, sagte sie.
Die 58-jährige Ressa sagte, der Preis zeige, dass »ohne Fakten nichts möglich ist«, und verwies auf die Verbindung zwischen Demokratie und Meinungsfreiheit. »Eine Welt ohne Fakten bedeutet eine Welt ohne Wahrheit und Vertrauen«, so die scharfe Kritikerin Dutertes in einem live übertragenen Interview mit »Rappler«. Dem norwegischen Fernsehsender TV2 sagte sie, die Auszeichnung gebe ihr und ihren Kollegen »enorme Energie, um den Kampf fortzusetzen«.
Ressa als Leterin von »Rappler« und die Nachrichtenplattform selbst waren nach der Veröffentlichung kritischer Berichte über Dutertes Politik und seinen blutigen Drogenkrieg mit mehreren Strafanzeigen und Ermittlungen konfrontiert worden. Nach einer Verurteilung wegen Onlineverleumdung ist sie derzeit gegen Kaution auf freiem Fuß, da sie gegen das Urteil im vergangenen Jahr in Berufung gegangen war. Ihr drohen sechs Jahre Haft.
»Das ist nicht mein Preis«, kommentierte Muratow am Freitag die Entscheidung des Nobelkomitees. Der Friedensnobelpreis sei vielmehr eine Auszeichnung für alle Journalisten der »Nowaja Gaseta« - und insbesondere für die sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Blattes, die seit den 1990er Jahren gewaltsam ums Leben gekommen seien, darunter die bekannte Enthüllungsjournalistin Anna Politkowskaja vor genau 15 Jahren. Auch der Kreml gratulierte Muratow. Ein Sprecher von Präsident Wladimir Putin sagte über Muratow: »Er ist talentiert. Er ist mutig.«
Laut der jüngsten Rangliste der Organisation Reporter ohne Grenzen ist die Situation der Pressefreiheit in 73 Prozent der 180 untersuchten Länder »schwierig oder sehr ernst« und nur in 27 Prozent »gut oder zufriedenstellend«. Laut der Organisation wurden seit Anfang des Jahres 24 Journalisten getötet, 350 weitere sind inhaftiert.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.