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Zwischen den Stühlen

Hommage an einen Kommunisten: Hans Lauter

  • Dieter Janke
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit dem wachsenden zeitlichen Abstand zu den Gräueltaten und Verbrechen der faschistischen Barbarei schwinden die Möglichkeiten für Zeitzeugengespräche. Die Zeit, die dafür verbleibt, geht ihrem Ende entgegen. Umso wichtiger werden Lebensberichte und Dokumentationen, die individuelle Erfahrungen aus dem antifaschistischen Kampf festhalten, nicht zuletzt auch angesichts der zahlreichen Bagatellisierungs- und Relativierungsversuche der Nazidiktatur in jüngster Zeit.

Der 2012 verstorbene sächsische Kommunist Hans Lauter war Zeitzeuge. 1914 geboren, bereits 1930 im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) politisch organisiert, war er nach Hitlers Machtantritt im illegalen Widerstand tätig. 1935 verhaftet, folgten Jahre im Zuchthaus und als Moorsoldat im Emsland.

Nach 1945 nahm Lauter verschiedene Funktionen im SED-Parteiapparat wahr, so in der sächsischen Landesleitung. 1950 bis 1953 als ZK-Mitglied sowie Sekretär für Kultur und Volksbildung und von 1959 bis 1969 Kultursekretär der Bezirksleitung Leipzig, wäre Lauter in der DDR fast Minister für Volksbildung geworden, lehnte dieses hohe Amt jedoch nach reiflicher Überlegung ab, um »nicht zwischen die Honeckers« zu geraten. Schließlich hatte er bereits seine Erfahrungen gemacht, wie gnadenlos SED-Kaderpolitik sein konnte. Wegen nicht belegter Vorwürfe zu seinem Verhalten während der Haftzeit war er 1953 aller Funktionen enthoben worden und sollte sogar seiner Parteimitgliedschaft verlustig gehen. Letzteres verhinderte schließlich gegen den Willen der Zentralen Parteikontrollkommission kein Geringerer als Walter Ulbricht.

Hans Lauter durfte in den folgenden Jahren als Dozent an der Leipziger Karl-Marx-Universität arbeiten. Das offizielle Misstrauen verfolgte ihn aber auch hier und holte ihn 1969 wieder ein, als er in Leipzig neuerlich »in Ungnade« fiel. Die letzten Berufsjahre als Hochschullehrer verbrachte er an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt.

Michael-Alexander Lauter hat die Chance genutzt, seinen Schwiegervater Hans Lauter am Küchentisch, dem zentralen Kommunikationsort der Familie, zu dessen bewegtem Leben zu befragen. Es entstanden stimmungsvolle Gesprächsnotizen über einen Kommunisten, der sich aufrichtige Nachdenklichkeit bis ins hohe Alter bewahrt hat.

Michael-Alexander Lauter: Von einem, der im Zuchthaus Mathematik studierte. Gespräche mit Hans Lauter am runden Tisch. Osiris-Druck, 83 S., br., 12,80 €.

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