• Politik
  • Extreme Rechte und Klimawandel

»Eine klare antifaschistische Haltung ist notwendig«

Die extreme Rechte bewegt sich zwischen Leugnung und Klimanationalismus. Ihre Relevanz hängt auch von der Stärke progressiver ökologischer Bewegungen ab

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.

»Seien es die Demonstrationen gegen die neue Tesla-Fabrik bei Berlin oder gegen Windräder im Reinhardswald im nördlichen Hessen, immer wieder müssen wir uns fragen: Mit wem stehe ich hier gemeinsam auf der Straße? Welche Interessen und Überzeugungen stehen hinter den anderen Demonstrant*innen?« Das fragt Lukas Lindemann, Vertreter der Jugendumweltverbände im Deutschen Naturschutzring, in der Einleitung der gerade erschienenen Broschüre »Die extreme Rechte zwischen Klimawandelleugnung und Klimanationalismus«. Herausgegeben wurde sie von der Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN) in Berlin. Dieser Auseinandersetzung müsse sich die Umweltbewegung immer wieder stellen, fordert Lindemann.

Denn Naturschutz kann ebenso Teil von rechten und rechtsextremen Ideologien sein und ist nicht per se links und emanzipatorisch. »Dass dem aktuell so ist, ist ein Verdienst der verschiedenen linken und progressiven ökologischen Bewegungen der vergangenen Jahrzehnte. Von rechter Seite wird jedoch versucht, das Thema zurückzuholen und mit völkischen und menschenverachtenden Ideologemen zu vermengen«, erklärt die Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl in ihrem Beitrag.

Sie analysiert den aktuellen Ökofaschismus als Neofaschismus, der die »eigene Menschenverachtung mit einer Liebe zur Natur« begründet: »Der Fortschritt des Menschen geht zu Lasten der Natur, und der Erhalt der Natur ist an die Dezimierung der Menschen geknüpft«, so Strobl. Klar, dass dabei nur diejenigen Menschen gemeint sind, die im rassistischen Denkmuster als »minderwertig« angesehen werden.

Hier greift die Broschüre im Beitrag der Politikwissenschaftlerin Nene Opoku auch die Debatte um Klimagerechtigkeit und koloniale Kontinuitäten auf. »Die Klimakrise ist in erster Linie eine soziale Krise, von der bereits heute Menschen im globalen Süden massiv betroffen sind. Die Klimafrage kann nicht losgelöst von diesen Ungerechtigkeiten betrachtet werden, sondern muss den Ausgangspunkt einer klimagerechten Perspektive darstellen«, schlussfolgert sie und fordert die Solidarisierung der Klimabewegung mit antirassistischen Kämpfen sowie die Verknüpfung und Sichtbarmachung verschiedener Unterdrückungsformen, die alle mit der Klimakrise zusammenhängen.

Neben dieser inhaltlichen Auseinandersetzung setzt die Broschüre auf Informationen über Organisationen. Beleuchtet werden Leugner*innen des menschengemachten Klimawandels wie die Alternative für Deutschland (AfD), aber auch Bremser*innen wie die industrienahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, deren Strategie es ist, Maßnahmen zum Klimaschutz auszusitzen.

Doch während es bei der kohlefreundlichen AfD noch einfach ist, eine Gegnerschaft zu erkennen, braucht es beim Thema Naturschutz anderer neofaschistischer Gruppen und Parteien einen detaillierteren Blick. »Ihre Anhänger*innen können sich oberflächlich als Verbündete präsentieren und an große Klimaschutzbewegungen anhängen wollen«, schreibt Strobl. Deshalb sei es wichtig, »ökofaschistische Phänomene zu dechiffrieren«, denn mit der Zuspitzung der Klimakrise würden diese immer stärker auch im deutschsprachigen Raum anzutreffen sein. Dabei nutzten sie auch Argumente des Naturschutzes und versuchten in Bürgerinitiativen und Bündnissen Fuß zu fassen. So spreche sich etwa die neofaschistische Partei »III. Weg« grundsätzlich gegen Atomenergie und für den Ausbau von erneuerbaren Energien aus - insbesondere für Wind und Sonne. Und wendet sich damit gegen Windkraftgegner*innen, denen es nur »um den Erhalt des Status quo und nicht um den Naturschutz gehe«.

Weitere Beiträge der Broschüre beschäftigen sich mit Rechtsextremen in der Anti-AKW-Bewegung wie auch mit den Organisationen der Windkraftgegner*innen und dem Kampf um die Kohleförderung. Ihr Fazit: »Eine klare antifaschistische Haltung muss für den Klima- und Umweltschutz nicht nur ein Lippenbekenntnis sein, sondern ist vielmehr eine praktische Notwendigkeit.«

Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz: »Klimawandelleugnung und Klimanationalismus - Positionen und Strategien der extremen Rechten«. Download unter www.nf-farn.de/klimawandelleugnung-und-klimanationalismus

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