Vom Saulus zum Paulus

Der Isländer Jóhannes Stefánsson deckte Korruption in der Fischerei auf

Und er stinkt doch: Seit 2007 Betriebschef des isländischen Fischereikonzerns Samherji in Namibia, hat Jóhannes Stefánsson nach eigener Aussage eine Weile gebraucht, bis bei ihm der Groschen fiel. 2016 nahm er seinen Hut und Tausende vertrauliche Dokumente und steckte Wikileaks, dass es bei der Vergabe von Fischereirechten im Atlantik durch die dortige Regierung nicht mit rechten Dingen zugeht, sondern die Ministerriege kräftig geschmiert wird. Wer hätte das gedacht? Das Schmiergeld, wie es auf Weisung seiner Bosse auch über Stefánssons Tisch ging, hat eine enorme Hebelwirkung auf die Profite der Industrie, die die Meere leerfischt. Der »Fishrot«-Skandal schlug in Namibia große Wellen, ein paar Gesichter wurden ausgetauscht. In Island, wo Stefánsson 1973 zur Welt kam, wird gegen ihn, der sich vom Fischer hochgearbeitet hatte, und andere Samherji-Manager wegen Korruption ermittelt.

Im April 2021 bereits verlieh die Jury des renommierten Win Win Gothenburg Sustainability Award Stefánsson den Göteborger Nachhaltigkeitspreis, den er an diesem Mittwochabend in der Stadt an der Westküste Schwedens entgegennahm. Die NGO orientiert sich an den 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Uno. Als Preisträger tritt Stefánsson in die Fußstapfen politischer Größen wie Gro Harlem Brundtland, »Al« Gore und Kofi Annan. Ausgezeichnet wird er für »großen Mut und Selbstlosigkeit im Kampf gegen Machtmissbrauch und Korruption«. In den Tagen vor der Verleihung wirkte Stefánsson in Göteborg zusammen mit anderen Whistleblowern und Experten an einer Seminarreihe zum Thema Korruptionsbekämpfung. Die eine Million Kronen Preisgeld will er vor allem zur Begleichung von Behandlungskosten in einer deutschen Spezialklinik verwenden. Seit 2016 lebt Stefánsson gefährlich, erlitt wahrscheinlich bereits einen Giftanschlag.

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