Geste mit Sprengkraft

Klimaaktivistin Greta Thunberg lädt streikende Arbeiter zu Protesten beim Weltklimagipfel in Glasgow ein

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenige Tage vor dem Beginn der Weltklimakonferenz in Glasgow scheint bei vielen der Zynismus größer als die Hoffnung zu sein. Trotz existenzieller ökologischer Krise lassen die Staatschefs dieselben Phrasen verlauten wie eh und je. Substanzielle Abmachungen, die letztlich auch umgesetzt werden, sind nicht in Sicht. Dafür ein moderner »Ablasshandel«, mit dem sich reiche Staaten von ihrer Verantwortung für die Treibhausgasemissionen freikaufen können.

Dass es angesichts dieser Zustände zu Demonstrationen der Klimabewegung kommen wird, ist logisch und notwendig. Abseits der großen Weltbühne hat sich in der Vorbereitung der Proteste dabei eine kleine Szene zugetragen, in der die wirkliche Hoffnung dieser Tage liegt: Die einflussreiche Klimaaktivistin Greta Thunberg lud streikende Arbeiter aus Glasgow ein, sich den Kundgebungen anzuschließen. »Klimagerechtigkeit bedeutet auch soziale Gerechtigkeit und dass wir niemanden zurücklassen«, sagte sie. Die britische Gewerkschaft GMB antwortete mit »Dank und Solidarität«.

In dieser symbolischen Geste steckt Sprengkraft. Damit sie zur Geltung kommt, müsste das Bündnis zwischen Klimaaktivisten und Arbeitern jedoch zu einer tatsächlichen politischen Kraft werden. Dafür gilt es noch einige Hürden zu überwinden. Gute Ansätze bestehen indes: In Deutschland solidarisierten sich linke Aktivisten von Fridays for Future mit dem Tarifkampf im öffentlichen Personennahverkehr, in München gründete sich jüngst eine Allianz zwischen Klimaaktivisten und Bosch-Arbeitern, um die Schließung einer Fabrik zu verhindern. Eine ernsthafte ökologische und sozial gerechte Transformation wird nicht zu erreichen sein, ohne sich mit Kapitalinteressen anzulegen. Diese Erkenntnis dämmert zum Glück langsam in beiden Bewegungen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -