Kontraproduktiv

Jana Frielinghaus über Maßnahmen der Ampelkoalition gegen Corona

Wenn wir es in der vierten Welle mit einer Pandemie der Geimpften wie der Ungeimpften zu tun haben, was der Virologe Christian Drosten vergangene Woche betont hat, dann ist der von SPD, Grünen und FDP explizit angekündigte »Lockdown für Ungeimpfte« maximal kontraproduktiv. Die Belastungen für Zugpersonal und Bundespolizei durch Kontrolle und Durchsetzung der 3G-Regel werden nur sichtbarster Teil des Desasters sein.

Viele seit langem geimpfte Menschen, die sich davon vergeblich vollständige Freiheit erhofft haben, glauben, es sei richtig, Ungeimpften ein normales Leben so schwer wie möglich zu machen. Nach dem Motto: Wer nicht hören will, muss fühlen. Doch es ist bekannt, dass Geimpfte spätestens nach sechs Monaten nur noch zu unter 40 Prozent vor einer Infektion geschützt sind, dass sogar der Schutz vor einem schweren Verlauf auf um die 40 Prozent sinkt. Auch die Gefahr, dass ein Geimpfter andere ansteckt, steigt einige Monate nach der Impfung. Angesichts dessen relativiert sich die Aussage, man schütze sich und andere durch die Impfung. Schon deshalb ist es fragwürdig, Ungeimpfte wesentlich schlechterzustellen und so die falsche und stigmatisierende Erzählung von der Pandemie oder gar »Tyrannei« der Ungeimpften zu bedienen.

Zudem gelingt ein relativ umfassender Schutz wohl erst dann, wenn die Mehrheit der Bürger auch die dritte Impfung erhalten hat. Was aber Zeit brauchen wird, wie man insbesondere an den Riesenschlangen sieht, die sich derzeit vor den Impfzentren bilden. Vor denen jene stundenlang stehen, die sich erstmalig impfen lassen wollen – und dann oft unverrichteter Dinge abziehen müssen. Zum Senken der Infektionszahlen wären also zunächst Tests für alle in Restaurants und auf Veranstaltungen, Homeoffice wo möglich sowie weiter Abstandhalten und Maskentragen sinnvoll. Ausgrenzung wird die Welle nicht brechen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -