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Negativpreis für Laschet
»Dead Planet Award« auch an drei Verantwortliche des RWE-Konzerns - Ehrung für Aktivistin aus Mali
Kurz vor Ende seiner politischen Karriere erhielt der ehemalige CDU-Kanzlerkandidat und langjährige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet noch einen Preis, den er sich sicher nicht gewünscht hat. Die kapitalismuskritische Stiftung Ethik und Ökonomie (Ethecon) zeichnete ihn am Wochenende mit dem »Dead Planet Award« aus. Wie im vergangenen Jahr fand die Preisverleihung online statt.
Ethecon-Mitbegründer Axel Köhler-Schnura erklärte, man habe sich dafür angesichts der neuen 2G-Regelung zur Pandemie-Eindämmung entschieden, um auch Menschen ohne Impfnachweis die Teilnahme zu ermöglichen. Er sieht die Vorschrift kritisch, dass Personen mit negativem Testergebnis nicht an Veranstaltungen teilnehmen dürfen. Zudem monierte Köhler-Schnura, dass einige der eingeladenen Gäste aus Mali nicht nach Deutschland kommen konnten, weil der in dem nordafrikanischen Land genutzte Impfstoff gegen das Coronavirus in der EU nicht anerkannt wird.
Den Ethecon-Schmähpreis erhielten in diesem Jahr neben Armin Laschet auch Markus Krebber, Vorstandschef des Kohle- und Atomstromkonzerns RWE, dessen Aufsichtsratschef Werner Brandt sowie Larry Fink, Vorstandschef des global agierenden Vermögensverwalters Blackrock, der sieben Prozent der Anteile bei RWE hält.
Laschet wird für seine langjährige Politik im Sinne des Energieriesen »ausgezeichnet«, die Umweltaktivisten als knallharten Lobbyismus für die fossile Industrie sehen.
Die Stiftung begründet die Auswahl der »Dead Planet Award«-Träger mit deren Mitverantwortung für den »weltweiten Kollaps des Klimas und die katastrophale Schädigung der menschlichen Gesundheit«. Die RWE AG sei für mehr Kohlendioxidemissionen verantwortlich als jeder andere europäische Konzern und trage damit »massiv zum Kollaps des Erdklimas und der Ökosysteme bei«, sagte Sabine Scherbaum vom Netzwerk Lebenslaute. Sie vergifte zudem die Bewohner*innen der Braunkohletagebauregionen mit Schwermetallen und Feinstaub, zerstöre Dörfer und wertvolle Agrarflächen. Mit ihren Atomkraftwerken riskiere sie hochgefährliche Unfälle und bürde den radioaktiven Abfall den nachfolgenden Generationen auf. Selbst an der Herstellung von Atomwaffen verdienen die RWE-Aktionär*innen mit, sagte Scherbaum.
Durch »erpresserischen Lobbyismus«, so die Rednerin, unterwanderten RWE und seine Vorgängerunternehmen seit über 100 Jahren die Demokratie. 2020 habe der Konzern maßgeblich dafür gesorgt, dass mit dem »Kohlekompromiss« der Ausstieg aus der Kohleverstromung erst auf das Jahr 2038 festgelegt wurde. Für ihre Profite riskierten die Vorstände und Großaktionäre von RWE »unermessliches Leid und die Unbewohnbarkeit unseres Planeten«.
Zur Preisverleihung waren auch Aktivist*innen zugeschaltet, die auf einer Kundgebung vor der Essener RWE-Zentrale und im von Abbaggerung bedrohten Dorf Lützerath mit Transparenten standen. Sie betonten, RWE habe sich den Schmähpreis redlich verdient. Sabine Scherbaum hatte zuvor auch die persönliche Verantwortung Armin Laschets für die Räumung des Hambacher Forsts und die Zerstörung von Dörfern zugunsten der Kohleabbaggerung hervorgehoben.
Den Ethecon-Positivpreis erhielt die afrikanische Feministin und Politikerin Aminata Dramane Traoré. Die ehemaligen Bundestagsabgeordneten der Linken, Tobias Pflüger und Christine Buchholz, beleuchteten in ihrer Laudatio einige Stationen von Traorés Biografie. Seit Jahrzehnten setze sich die 74-Jährige uneigennützig für gerechten Welthandel, Bewegungsfreiheit für Migranten aus dem Globalen Süden, für Klimagerechtigkeit, Umweltschutz und gegen den Militarismus ein, sagte Pflüger. Als Koordinatorin des UN-Entwicklungsprogramms und malische Kulturministerin habe sie den Neokolonialismus der Industrienationen angeprangert und die Institutionen des Welthandels als Stützen der Konzernherrschaft entlarvt. Buchholz würdigte Traorés Engagement gegen die westlichen Militäreinsätze. Dafür, dass sie öffentlich den Abzug der seit 2013 in Mali stationierten internationalen Militärs gefordert hatte, wurde sie unter Hausarrest gestellt.
In ihrer Dankesrede wies Traoré darauf hin, dass derzeit in westafrikanischen Staaten Tausende Menschen für den Abzug der ausländischen Truppen aus ihren Ländern demonstrieren. Sie wüssten, dass es bei den Militärmissionen nicht um Terrorbekämpfung oder den Schutz von Menschenrechten gehe, sondern um wirtschaftliche Interessen. Traoré betonte, sie nehme den Preis stellvertretend für alle Aktivist*innen aus afrikanischen Ländern entgegen.
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